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Perverse Gedanken - Der Dämon und sein Sklave


Perverse Gedanken - Der Dämon und sein Sklave

Er hatte Lust auf ein Blutbad. Ein Mord oder ein Massaker, obwohl ihm ein Bürgerkrieg am liebsten wäre. Doch um alles in die Wege zu leiten, bis es soweit kam, war ihm gerade zu anstrengend und dauerte außerdem zu lange. Er wollte Blut und Gedärm spritzen sehen! Dafür brachte er sein neues Spielzeug in Sicherheit. Einen Menschen, verängstigt wie alle beim Anblick eines Dämons, aber von erstaunlich scharfem Verstand und einer leuchtenden Aura, die von ihm ausging. Wäre er ein Magier, Hexenmeister oder gar Kleriker gewesen, hätte er ihn sofort umgebracht und aufgefressen. Solche Leute verursachten nichts als Ärger und beschworen oft auf stümperhafte Weise, was fast immer in mittelschweren Katastrophen für alle Beteiligten endete. Inklusive ihm. Er beseitigte sie, sobald sie sein Territorium betraten.

Bei dem Sterblichen hier verhielt es sich anders. Trotz der gewaltigen Kraft und Energiemenge, die er in Form von Licht ausgesandt hatte, war es keine Magie gewesen. Das hatte ihn erstaunt, aber mehr fasziniert. Es war etwas, von dem er sich angezogen fühlte wie kein anderer. Ruckzuck hatte er sich den Menschen geschnappt und bewusstlos geschlagen, um mit einem breiten, zufriedenen und erwartungsvollen Grinsen davonzubrausen.

In seiner Residenz, einer alten Ruine, die er mit mehreren anderen niederen Dämonen und Sklaven bewohnte, kamen ihm zwei Drakonier entgegen und nahmen ihm seine Beute ab. „Wascht ihn und bringt ihn danach in meine Gemächer!“, fuhr er sie forsch an und stampfte davon. Mit Drakoniern musste man immer so umgehen, wenn sie gehorchen sollten, sonst wurden sie schnell widerspenstig und lästig. Er lachte in sich hinein. Er würde sich erst einmal zurechtmachen für das kommende Spektakel.

 

Ninlil erwachte durch sanfte Sonnenstrahlen, die ihm die Augenlider streichelten. Bevor er wusste, wo er war, streckte er sich ausgiebig. Der Duft von Wald lag in der Luft und umschmeichelte seine Nase. Das Bett, in dem er lag, war weich. Moment? Ein Bett! Schlagartig öffnete er die Augen und schrak auf. Er lag in einem Bett! Er hatte nie im Leben in einem echten Bett gelegen. Es war riesig und die Bettdecke weinrot, über und über mit Kissen bedeckt, die mit Daunenfedern gefüllt waren. Sein Blick löste sich von der luxuriösen Schlafgelegenheit und wanderte in den Raum hinein. An einer Wand war ein großes Loch. Das zerstörte Gemäuer war überwachsen mit Schlingpflanzen und Moos, es war alt und der Ort schon lange verlassen. Trotz des verlotterten Eindrucks wurde das Burggemach von jemandem verwendet. Nach und nach kamen Erinnerungsfetzen zurück. Erinnerungen davon, was geschehen und wo er gewesen war. Er erinnerte sich daran, inmitten des Marktplatzes gestanden zu haben, bevor ihn etwas überwältigt hatte. Er wusste nicht mehr, wer oder was es war. Das Nächste, woran er sich entsann, waren schemenhafte Formen und Farben. Mehr nicht.

Zufällig sah Ninlil auf seine Hände und rieb sie mit aufkommender Nervosität. Sein Bein juckte und er griff unter die Decke, um sich zu kratzen. Was war das? Er schlug abrupt die Bettdecke zurück und fand sich in seidenen Schlafgewändern bekleidet. Er hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging, aber zu der Nervosität gesellte sich eine Portion Unbehagen. Ein paar Momente saß er konfus auf der Bettkante. Dann packte ihn Aktionismus, er wollte unerkannt von hier verschwinden. All das hier war ihm nicht geheuer. Wer immer ihn hierher gebracht hatte, plante nichts Gutes. Oder schätzte er die Situation völlig falsch ein? Womöglich hatte ein wohlwollender Gönner ihn aufgenommen? Wobei dann die Frage offenblieb, warum er ihn dann in edelste, weiße Seide gekleidet und in ein so aufwendig verziertes Königsbett gelegt hatte, wo man einem ärmlichen Menschen wie ihm sonst nur das Nötigste an Gastfreundschaft geben würde? Hier passte so einiges nicht ins Bild.

Die Frage erübrigte sich, als durch das große Loch in der Wand etwas monströses hereinkletterte und mit seinem riesigen Schatten die Sonne nahezu ausschloss. „Ah! Mein neuer Sklave ist aufgewacht! Gut, gut“, sagte das Wesen dunkel kichernd. Ninlil hatte zuerst geglaubt, es sei ein Tier. Die tiefe, sonore Stimme machte ihm Bange und weckte Misstrauen. Er sagte nichts. Was brächte das? Er wartete, als dieses Ding mit seinen zwei gewaltigen Hörnern sich so hinstellte, dass er es erkannte. Es war ein Riese von mindestens vier oder fünf Metern! Die Hörner wuchsen seitlich aus seinem Schädel, um nach einen Schlenker zuerst zurück und dann in die Höhe dem Himmel entgegen zu zeigen. Das Wesen hatte außerdem kräftige Schwingen, die Ninlil nicht sofort gesehen hatte, weil die Kreatur sie auf dem Rücken zusammengefaltet hatte. Eine irritierende Besonderheit verwirrte ihn, als er vier Arme entdeckte, jeweils zwei hintereinander angeordnet. Seine Haut war grau und ledrig. Es hatte Krallen besetzte große Hände. Das Gesicht zeigte ihm ein hämisches Grinsen, das spitze Zähne entblößte, und zwei aus dem Unterkiefer wachsende Beißer, die über die Lippen hinaus aus dem Maul herausragten. Die Augen waren pechschwarz, wodurch es unmöglich war in ihnen eine Gefühlsregung zu erkennen. Genauso wie diese war die zwischen den Zähnen hervorschlängelnde Zunge völlig schwarz. „Du hast mir einiges zu erklären“, sagte die Kreatur. „Und danach werden wir Spaß haben, versprochen.“

Spaß haben? Was meinte er damit?

Das Ungetüm legte den Kopf schief, die Fratze wandelte in ein freundliches Lächeln, das fast anmutig aussah. „Du bist gefasst, dafür dass du gerade einem Erzdämon begegnest.“ Ein Erzdämon? Oh! „Was … Wer seid Ihr?“, fragte Ninlil stockend.

„Habe ich mich nicht vorgestellt?“, spielte der Dämon entrüstet und verbeugte sich theatralisch, was ihn ulkig und zugleich … nett erscheinen ließ. „Mein Name ist …“, begann er und hielt einige Sekunden inne. „Ich habe viele Namen“, fuhr er fort und erhob sich wieder. „Für gewöhnlich überlasse ich meinen Gästen die Wahl eines Namens. Du kannst mich nennen, wie du willst.“ Erneut grinste er und zeigte wieder sein beachtliches Gebiss sowie dem über alle Maßen schwarzem Schlund dahinter. Als ob er bemerkte, wie Ninlil dort hineinstarrte, leckte der Zahn für Zahn ab. Die fleischreißenden Werkzeuge strahlten nur so in seinem Maul.

Er wusste nicht warum, zumal es keine gute Idee war, aber er hörte sich selbst sagen, wie er dem Dämon den Namen „Schwarzzunge“ gab. Der war für einen Bruchteil einer Sekunde verwundert, bevor er sich lachend auf das Bett setzte und ihm deutete, sich ebenfalls zu setzen, dem Ninlil nur widerwillig nachkam. Er ließ sich am anderen Ende der Matratze nieder. „So einen Namen hat mir noch niemand gegeben“, sagte der Dämon hocherfreut. „Schwarzzunge“, wiederholte er, streckte einen Arm aus und legte eine Hand beruhigend, ja fast schon freundschaftlich auf Ninlils Schulter. „Du hast eine gute Beobachtungsgabe. Ich wusste doch, dass du anders bist, als die anderen Menschen.“ Erschrocken sprang er auf. Er wollte nicht von diesem Ding angefasst werden! Wer weiß, was Schwarzzunge allein damit anrichtete und ihm mit Flüchen belegte.

Schwarzzunge zeigte auf die Stelle, auf der er eben gesessen hatte und beruhigte: „Keine Angst, setz' dich wieder. Ich will dich noch einiges Fragen.“ Mit einer unheilvoll verschmitzten Miene fügte er an: „Ich beiße nicht.“ Ninlil zögerte. Einen Moment zu lange, denn Schwarzzunges Miene verfinsterte sich. „Ich habe gesagt, du sollst dich setzen“, grollte der Dämon dunkel. Ninlil traute sich nicht und machte keine Anstalten, der Aufforderung zu folgen. Da versuchte Schwarzzunge, ihn mit einem schnellen Griff zu erwischen. Ninlil sprang aufschreiend zur Seite. Da schoss die schwarze Zunge des Erzdämons aus dem Maul auf ihn zu, wie bei einem Frosch, fesselte sich um seinen Körper und zog ihn dem Schlund entgegen. Am Ende aber saß er feucht von Speichel und unversehrt neben dem Dämon.

„Ich sagte doch, du sollst dich setzen“, meinte Schwarzzunge mit gespielter Verärgerung, war aber erpicht darauf, es auf eine weitere ähnliche Situation ankommen zu lassen. Die hier hatte Spaß bereitet. Sein neuer Sklave spielte perfekt mit. „Und jetzt, wo du endlich ruhig bist, will ich deinen Namen wissen. Es ist ungerecht, wenn du meinen Namen kennst, ich aber deinen nicht kenne.“

Ninlil zitterte. Für einen Moment hatte er geglaubt, es sei aus mit ihm und dass das Monstrum ihn mit den blitzenden Zähnen zerfleischte. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, da er befürchtete, dass sein Verhalten Schwarzzunge reizte. Das wusste er, weil in allen Geschichten und Sagen, in denen Dämonen vorkamen, diese von der Angst ihrer Opfer angelockt wurden oder sich sogar von ihr ernährten. Entspannung, Entspannung!

Schwarzzunge legte zum zweiten Mal eine Hand auf ihn, auf den Rücken, und sprach ein tiefes, geduldiges „Ruhig“. Dabei war er vorsichtig, Ninlil nicht versehentlich mit den Krallen aufzuspießen. „Ich will dir nichts antun.“ Er verstand nicht warum, aber die dunkle Stimme verlangsamte seinen pochenden Herzschlag spürbar und es fiel ihm leichter, zu atmen.

„So“, machte Schwarzzunge. „Jetzt noch einmal: Wie lautet dein Name, Junge?“ Er gab das Geheimnis um seinen Namen preis, das er vielleicht nicht hätte preisgeben dürfen: „Ich … ich heiße Ninlil.“

„Ninlil, sagst du?“, wunderte sich der Dämon. „Das ist ein sehr alter Name. Der Name einer Gottheit. Ein schöner Name, der gut zu dir passt.“

„W-wieso?“, fragte Ninlil stotternd, schon ahnend, worauf der Dämon anspielte. „Tu' nicht dümmer, als du bist“, entgegnete Schwarzzunge. „Ich habe dich in der Stadt gesehen.“ Betreten wandte Ninlil den Blick ab. „Ich -“, sagte er stockend. „Ich habe versucht, das geheim zu halten.“ – „Das ist dir alles andere als gelungen“, kommentierte Schwarzzunge. „Im Gegenteil hast du mich erst dadurch auf dich aufmerksam gemacht. Dafür muss ich dir danken.“ – „Danken? Warum denn das?“ Schwarzzunge beugte sich in seine Richtung und kam ihm dabei so nah, dass ihrer beider Augen auf gleicher Höhe waren. Der Kopf des Dämons war mindestens viermal so groß wie sein eigener und das erschreckend große Maul, das einen Großteil davon ausmachte, sah aus, als könnte es ihn mit einem Happen aufessen. „Weil ich dadurch einen interessanten neuen Sklaven bekommen habe“, flüsterte er und präsentierte ihm aus nächster Nähe seine spitzen Zähne. Ninlil sprang auf, bereit zu Flucht. „Was soll das heißen? Was hast du mit mir vor?“ – „Deine Naivität steht dir gut, zumal sie ehrlich ist. Es ist schade, dass ich dich zerbrechen werde“, kicherte Schwarzzunge, erhob sich und rannte dann brüllend auf ihn zu wie eine Walze.

Ninlil floh, stolperte rückwärts und hielt sich schützend die Arme vor das Gesicht. Er wollte schreien, aber seiner Kehle entwand sich nur ein leises Wimmern. Dann wurde er grob gepackt, in die Höhe gehoben und anschließend auf das ausladende Bett geschmissen. Schwarzzunge kletterte hinterher, ergriff ihn mit zwei Klauen an den Handgelenken und schälte mit den Krallen der anderen das Seidengewand von dessen Körper. Es hatten genug Dienst getan und die leckere Frucht vor seinen Blicken geschützt. „Bitte nicht!“, rief Ninlil verzweifelt. „Ich will nicht sterben!“ Lauthals lachte Schwarzzunge. So laut, dass sein kleiner Mensch davon ein leises Fiepen in den Ohren bekam. „Oh, du wirst sterben!“, versprach er ihm. „Irgendwann bekomme ich Hunger und du bist ein perfektes Mahl.“ Er bleckte die Zähne und lehnte sich soweit hinab, dass seine Schnauze Ninlil Nase berührte. Er leckte ihm aus Neugier quer übers Gesicht. „Und du schmeckst so gut! Aber keine Sorge, noch habe ich keinen Hunger. Ich habe erst gegessen. Du kommst erst in – lass mich überlegen - … drei oder vier Jahren dran. Bis dahin werden wir viel Spaß haben.“ Er grinste frech und berührte ihn zwischen den Beinen, der überrascht erschrak. „Du bist mein neue Lustsklave.“ Ninlil schüttelte bittend den Kopf, doch hielt er sich nicht zurück und fuhr ihm über den Bauch, spreizte die Klaue und bedeckte ihn. Er wäre so leicht gewesen, die Krallen in die zartrosa Bauchdecke zu rammen und aufzureißen. „Kreischend und heulend will ich dich allerdings nicht. Das ändern wir noch“, raunte er und hielt ihn fest. „Sieh mich an!“, befahl er schroff. Sein neues Spielzeug erwiderte trotzig Schwarzzunges Blick. Eine Weile passierte nichts.

Er hätte es nicht tun müssen, aber um ein bisschen dramatischer zu sein, beschwor Schwarzzunge volltönend: „Deine niederen Gedanken, Gelüste und Wünsche sollen mir gehorchen! Ihr seid mein! Kommt her und zeigt euch!“ Ein kurzer Ruck ging durch Ninlil. Er ließ ihn los und stieg von ihm herunter, setzte sich im Schneidersitz hin. „Und? Wie fühlst du dich?“, fragte er erwartungsvoll. Ninlil keuchte und atmete mehrmals tief durch, hustete sogar einmal. Er stützte sich auf einen Arm und betrachtete den anderen, als würde er daran etwas erkennen, was vorher nicht da war. Seine Augen leuchteten, die Anspannung war weg. Schwarzzunges hatte ihn zuvor erregend und niedlich gefunden. Doch als sein Menschlein ein wenig wackelig auf dem weichen Bett aufstand und keine Angst mehr am ihm haftete, sah er infernalisch aus. Wie für ein Wesen der Unterwelt geschaffen. Bei dem Anblick überlegte er, ob er ihm nicht doch ein paar Jahre mehr zu leben gab. An sich herumspielen war nicht mehr nötig, um erregt zu werden. Das schaffte allein der Anblick des Menschenkörpers.

„Wie hast du das gemacht?“, rief Ninlil begeistert. „Das fühlt sich toll an!“ Er wandte sich Schwarzzunge zu. „Wenn du wissen willst, was sich noch viel toller anfühlt, dann -“, er deutete mit dem Blick auf seinen Unterleib, „komm zu mir und setz dich auf mich.“ Sein Sklave stürzte sich blind vor Verlangen auf ihn, ließ sich zuerst ausgiebig von seinem Meister an allen möglichen und unmöglichen Stellen beschnüffeln und nahm zuletzt auf der Verheißung platz.

Er schrie auf vor Verlangen, auch wenn es nicht wirklich seines war. „Das …!“, stieß er angestrengt hervor. „Das ist ja großartig!“

„Habe ich zu viel versprochen?“, grinste Schwarzzunge. „Und jetzt will ich, dass mein ungesattelter Sklave ungestüm und ausgiebig auf mir reitet.“

Zuerst war er unbeholfen, doch nachdem Ninlil durch Schwarzzunges vorgetäuschte Grunz- und Stöhngeräusche Selbstvertrauen fand, fing er an herumzuspringen, wodurch Schwarzzunge ihn wieder ausbremste. „Nicht doch“, sagte er. „Ich wollte es ungestüm und wild, nicht ohne Maß.“

Ninlil sah ihn einen Augenblick an und schaute dann ein bisschen beschämt weg. „Tut mir leid“, entschuldigte er sich. „Es ist mein erstes Mal …“

„Oho?“, machte der Dämon ehrlich überrascht. Sein Menschlein nickte. Stimmt, er war jungfräulich. Wieso hatte er das nicht gerochen? Alle Jungfrauen – ob Mann oder Weib – verströmten einen eindeutigen Duft. Er nicht. Zumindest nicht, wenn man nicht darauf achtete. Fast als könne er ihn verbergen. Das änderte alles. Er würde ihn doch nicht verspeisen. Wenn ein Dämon eine Jungfrau oder einen jungfräulichen Mann entjungferte – was so fast nie vorkam – konnte er einiges damit anstellen. Mit einem Fingerschnipsen ganze Landstriche dem Erdboden gleichmachen zum Beispiel. „Wenn das so ist, behandle ich dich vorzüglich“, raunte er, lächelte und drückte Ninlils Leib hinunter, der zischend einatmete.

„Was tut Ihr da?“, rief er zwischen Schmerz und Wollust.

„Ich dringe in dich ein. Ich war nur zur Hälfte drin“, antwortete er lapidar und drückte durch, bis sein Lustsklave auf ihm saß.

„Ihr Götter!“

„Oh, nein“, lachte Schwarzzunge. „Die können dir bei mir nicht mehr helfen. Du gehörst schon mir. Ich werde dir zeigen, was es heißt, wahre Lust zu erleben!“ Er hob ihn an und hämmerte dann bis zum Anschlag und darüber hinaus zu. Zuerst fuchtelte Ninlil wild mit den Armen umher, nicht wissend, was tun und überwältigt von dem Druck. Als sich ein konstantes Wohlgefühl aufgebaut und er sich an das Auf und Ab, das Herausziehen und Hineindrücken gewöhnt hatte, klammerte er sich an seinen dämonischen Meister und stöhnte in permanenter Regelmäßigkeit. Eine kleine Weile verging.

Schwarzzunge wusste, das hier war nur der Beginn. Er hatte schon bemerkt, dass die gewaltige Kraft, die er bei Ninlil auf gesehen hatte, sogar jetzt wirkte. Es war keine mentale Kraft, sondern basierte auf der Physis. Sie gab ihm Durchhaltevermögen. Andere seiner Sklaven hatten an dieser Stelle schon lange um Gnade gewinselt, doch er genoss es in vollen Zügen.

Amüsiert beobachtete er, wie eine von Ninlils kleinen Händen langsam über seine Brust und den Bauch nach unten wanderte und er versuchte, Schwarzzunges Genitalien zu massieren. Er verlangsamte den Ritt um ein Vielfaches und murrte leise. So eine Behandlung war selten. Mit der anderen Hand strich Ninlil über Schwarzzunges Gesicht, betastete aufblickend dessen Hörner, fuhr ihm über die Schnauze. Er war verwundert, als der Lüstling mit den Fingern über die Lippen, über seine Reißzähne und dann langsam in den großen Rachen fuhr, die zuckende Zunge ergriff und sie weit herauszog. Zuerst wusste er nicht, was er davon halten sollte. Keiner hatte das bisher gewagt, er war er der Erste. Er empfand es als angenehm ideenreich, als Ninlil sie benutzte, um sich damit zu waschen, wie mit einem Tuch. Wenn jeder Beischlaf mit ihm so aussah, hatte er den perfekten Sklaven für sein Bett gefunden. Er zog ernsthaft in Erwägung, ihn unversehrt zu belassen. Er wollte ohnehin herausfinden, was es mit diesen Kräften auf sich hatte, die in ihm schlummerten. Sie schienen gefährlich und gefährlich war gut!

Bald hörte Ninlil damit auf, sich zu waschen und ließ Schwarzzunges Zunge los. Und als ob sie sich verselbstständigt hätte, kletterte sie an Ninlil empor und drang in dessen Mund ein. Er hatte Lust bekommen, einmal den Magensaft zu kosten, spielte ein wenig in dessen Mund herum, bevor er in Ninlils Hals eindrang, bis der gar keine Wahl mehr hatte, als sie mit einem erstickenden Würgen zu schlucken. Nachdem er die Hürde des Kehlkopfes überwunden hatte, gelangte er hurtig bis in den Magen und tastete ausgiebig darin alles ab, und kostete mit Genuss den süßen Sud. Lange blieb er nicht bleiben, da er nicht beabsichtige, dass sein Spielzeug an Luftmangel starb.

„Das war lecker“, meinte Schwarzzunge süffisant, schaute Ninlil an und ergänzte: „Du bist lecker!“ Er ließ sich zurückfallen, hob ihn von seinem Unterleib und mit dem Rücken auf den Bauch. Er wartete ein paar Minuten und grollte, als Ninlil sein Werkzeug massierte, das zwischen dessen Beinen hindurch nach oben zeigte. Da griff er nach ihnen, spreizte sie soweit auseinander wie möglich und drang mit dem Gemächt erneut ein, um ihn ein weiter durchzunehmen. Ob es die veränderte Stellung war oder die sich durch seinen Fluch gesteigerte Lust, von dem er nicht erwartet hatte, dass er so schnell wirkte – auf jeden Fall zitterte und stöhnte Ninlil nach kurzer Zeit unkontrolliert und weitaus lauter als vor ein paar Minuten. „Dir scheint es zu gefallen“, stellte Schwarzzunge fest.

„Mehr! Mehr! Bitte! Tief in mich rein!“, bekam er eine vielsagende Antwort.

„So begierig? Du machst dir alle Ehre“, raunte er und erfüllte ihm den Wunsch. Ninlil schrie, während er erstochen wurde. „Macht – macht mit mir, was Ihr wollt“, keuchte er.

Schwarzzunge lachte auf. „Das hätte ich ohnehin“ Er hatte lange nicht mehr so aufregende und erregende Stunden erlebt. Sein Menschlein übertraf alle lüsternen Erwartungen und Vorstellungen bei weitem und spielte jedes Spiel mit, das er veranstaltete. Zum Schluss waren sie nicht mehr auf dem Bett, ja nicht mal auf dem Boden, sondern hingen an der Decke. Schwarzzunge hatte seine Krallen hineingerammt und vor dem Gesicht den wohlproportionierten Unterleib seines kleinen Menschen positioniert, den er mit Zunge und Zähnen bearbeitete. Ninlil lag auf ihm wie auf einer Hängematte und genoss die Behandlung.

Sie schwangen hin und her, als der Dämon mit seinen verbliebenen Händen den Menschenkörper ergriff und umdrehte, um ihn wieder zu rammen und seinen schwarzen Samen einzupflanzen, wie er es bei allen Bediensteten getan hatte. Doch dieses Mal sollte es nicht irgendein Samen sein, sondern ein wertvoller. Er wollte Ninlil für eine Weile als Gefährten haben, er war sich jetzt sicher, einige Freude an ihm zu haben. Nicht nur zum Sex.

Nachdem er ihn beglückt und Ninlil den Höhepunkt erreicht hatte, legte er den völlig außer Atem Geratenen wieder auf das weiche Bett und streckte sich neben ihm aus. Sie streichelten sich gegenseitig, was für Schwarzzunge etwas gänzlich Neues war.

„War einer deiner Vorfahren ein Teufel?“, fragte er neckend. „So, wie du dich hingegeben hast, bin ich verleitet das zu glauben.“

„Um Euch die Wahrheit zu sagen, war einer meiner Vorfahren ein Lichtenmensch aus alter Zeit“, antwortete Ninlil. Das hatte er nicht erwartet. Der Spaß verflog Schwarzzunge. Ernst beugte er sich über den Menschen und betrachtete ihn mit Mörderaugen. „Du lügst“, grollte er. „Du stehst unter dem Einfluss meines Fluches. Ich gebe dir einen Rat: Spiel niemals ein solches Spiel mir. Sonst zeige ich dir, was perverse Gedanken sind.“

Ninlil – grinste frech! „Ich lüge nicht. Außerdem stand ich nicht unter irgendeinem Einfluss. Das habe ich Euch glauben lassen.“

Zuerst war er erbost über die Dreistigkeit dieser kleinen Made. War sein Sklave lebensmüde geworden? Als er sich zur Ruhe zwang und ihn musterte, physisch wie psychisch, erkannte er, dass er die Wahrheit sagte. Augen logen nicht. Das amüsierte ihn. Ninlil hatte ihn an der Nase herumgeführt, er hatte es nicht gemerkt und war auf ihn hereingefallen. Offenbar glaubte Ninlil, von den Lichtenmenschen abzustammen. Wenn dem so war ... bei allem Unheiligen! Er könnte zum mächtigsten aller Dämonen werden! „Warum warst du dann so erpicht darauf, mit mir das Bett zu teilen, wenn du ängstlich warst?“, fragte er.

„Das war ich nur am Anfang. Nachdem ich Euch sah, sehnte ich mich nach Eurer Gegenwart.“

„Warum?“, wiederholte er die Frage.

„Ich habe von Euch gehört. Anfangs nur Legenden. Doch als ich zu reisen begann, habe ich Ausschau nach Hinweisen und Beschreibungen über Euch gehalten. Dadurch habe ich Euch gefunden“, erläuterte Ninlil.

Das war zwar eine niedliche Zusammenfassung, aber es beantwortete nicht seine Frage. „Warum hast du denn nach mir gesucht?“ Er war ungeduldig.

Sein Mensch sah ihn enttäuscht an. „Wisst Ihr das denn nicht mehr?“, fragte er.

„Vielleicht erinnere ich mich, wenn du es mir etwas näher erklärst?“, schlug Schwarzzunge vor.

Ninlil atmete tief durch.

„Ihr …“, zögerte er. „Ihr seid mir im Traum begegnet. Damals war ich nicht halb so alt wie jetzt, doch im Traum war ich erwachsen. Ihr habt mich aufgesucht und meinen Astralkörper auf eine schreckliche Weise vergewaltigt. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Doch als Ihr mich freigelassen habt, sagtet Ihr, dass ich mehr davon haben könne, ich müsse Euch nur aufsuchen.“

Schwarzzunge hatte keine Ahnung, wovon er sprach, aber es konnte durchaus sein, dass er ihn besucht hatte. Die Persönlichkeit eines Dämons war gespalten in zwei Teile. Der wache Teil seines Ichs wusste nie, was der schlafende Teil anrichtete. Er glaubte, sich an einen Fluch zu erinnern, der ihm und Seinesgleichen auferlegt worden war, damit sich ihre Macht begrenzte. Er nickte kurz und tat so, als ob er sich erinnerte.

„Als Kind war ich traumatisiert“, erzählte Ninlil weiter. „Doch als ich heranwuchs und mir die metaphysische Begegnung mit Euch weiter in Gedanken herumspukte, faszinierte sie mich von Tag zu Tag. Ich kam zu der Auffassung, dass es real gewesen ist. Dass Ihr real seid. Ich fing an, Euch zu suchen.“

„Ich verstehe“, unterbrach er Ninlil. „Dann war dein Auftritt auf dem Marktplatz Absicht gewesen. Woher wusstest du, dass ich dich dort beobachte?“

Ninlil lächelte zaghaft – ein liebliches Lächeln, wie der Dämon fand – und schüttelte den Kopf. „Ich wusste es nicht. In jeder größeren Stadt, in der sich die Situation anbot, offenbarte ich meine Kraft für einen kurzen Moment. Immer in der Hoffnung, von Euch entdeckt zu werden.“

Schwarzzunge stellte sich das kurz vor und fing dann laut an zu lachen. „Wie gewieft für einen Menschen du bist! Einfach und wirkungsvoll!“, rief er begeistert. „Aber eine letzte Frage bleibt.“ Er unterbrach sich absichtlich und sah genüsslich zu, wie der sich entspannende Ninlil vor ihm räkelte und streckte.

„Wie lautet sie?“, fragte der, als er fertig war. Doch bevor er seine Frage stellte, legte sein neues Menschlein ihm die Hand auf das Maul. „Halt. Ich weiß schon. Was will ein kleiner Mensch wie ich von einem Dämon wie Euch, der alles und jeden anderen haben kann?“

„Bist du sogar ein Telepath?“

Ninlil grinste. „Ein wenig Empath. Und was die Frage betrifft: Ich weiß nicht, was ich will. Ich hatte gehofft, dass Ihr mir sagt, was ich suche.“

Interessant. Ninlil schien wie ein leeres Blatt Papier, das darum bettelte beschrieben zu werden. Schwarzzunge sah zur Decke und überlegte. „Meiner Meinung nach“, begann er und schielte zur Seite, „willst du unbedingt von mir versklavt werden und später … einen Blick in meinen Bauch werfen. Ansonsten wüsste ich nicht, warum du zu einer alles fressenden Kreatur wie mir kommst.“ Er lehnte sich zu ihm hinüber und leckte ihm über den Bauchnabel. „Denn du solltest wissen, dass alle meine Sklaven früher oder später da drin landen.“

Darauf erhielt er eine Antwort, die er von einem Menschen niemals erwartet hätte.

„Wenn Ihr es wünscht, schaue ich mich jetzt schon darin um“, schlug Ninlil keck vor und streichelte Schwarzzunges Bauch. „Er scheint ja groß und geräumig zu sein. Und es hatte etwas Prickelndes, als ich mich mit Eurer Zunge abwusch.“

Schwarzzunge starrte entgeistert und versuchte einen Hauch von Überlegenheit in dessen Augen zu finden. Oder einen von Schalk. Nichts von beidem fand er. „Forderst du mich heraus?“, fragte er ernst dreinblickend.

„Nein, es interessiert mich“, erwiderte Ninlil schnell.

„Du würdest innerhalb von Minuten von meiner Magensäure zerfressen werden.“

„Wahrscheinlich würde ich schon beim Einatmen der Dämpfe schreien wieder ausgespuckt werden wollen“, stimmte Ninlil zu. „Aber Ihr seid ein Dämon. Ich bin überzeugt, Ihr könnt kontrollieren, wie sich Euer Mageninhalt zersetzt.“

„Was macht dich so sicher?“

Ninlil schaute sich um und schob sich ein wenig von Schwarzzunge weg, der ihm nähergekommen war und über seine Schultern strich. Er war ein wenig aufgeregt. „Na ja … wenn man den Legenden Glauben schenkt, dann hatte der Imperator von Dorn den des ihm dienenden Dämon Andrion überlebt, als sein Palast angegriffen und zerstört wurde“, erzählte er.

Schwarzzunge feixte. „Ich bin beeindruckt, du hast ein umfassendes Wissen. Doch die Geschichte um den Imperator scheinst du nicht zu kennen.“

„Nicht?“

„Weißt du denn nicht, was danach passierte?“

Ninlil schüttelte den Kopf und Schwarzzunge konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Es stimmt, dem Imperator war einst ein Dämon untertan. Und er kam auf die Idee, sich in dessen Magen zu verstecken. Er hatte nur eines nicht bedacht: Ein Dämon bleibt ein Dämon, ob er jemandem dient oder nicht. Als er wieder hinaus wollte, ließ Andrion ihn nicht mehr gehen und tötete den Imperator ganz, ganz langsam.“

„Woher wisst Ihr das alles?“, fragte Ninlil unsicher. Er hatte viele Versionen der Geschichte gehört, bis er die plausibelste fand.

„Ganz einfach, mein Kleiner, ich bin Andrion!“, antwortete Schwarzzunge kühl. „Und da du mich schon vernarrt in deine Idee gemacht hast, lasse ich dir jetzt eine leichte Wahl. Du kannst unendliche Qualen erleiden, durch die du mich anflehen wirst, getötet zu werden, oder du kommst freiwillig zu mir, steigst in mich hinein und schläfst ein paar Stunden in mir, bevor ich dich unversehrt hinauslasse.“ Eine Minute blieb es still zwischen ihnen. Schwarzzunge spürte, dass Ninlil erst realisierte, was er ihm für Möglichkeiten ließ. Er ließ ihm Zeit, denn das war ein bisschen viel auf einmal und Menschen waren nicht die Schnellsten. Zufrieden stellte er fest, wie Ninlils Angst anwuchs. Beide Möglichkeiten schienen nicht mehr sonderlich verlockend zu sein. Schwarzzunge konnte nicht anders und half ihm, entgegen seiner Gewohnheiten, zog ihn an sich heran und raunte: „Na komm. Du willst es.“ Er reckte die Zunge hervor und umschlang Ninlils dünnen Hals.

„Warte!“, rief der, wich zurück und befreite sich hastig von dem fleischlichen Lasso. „Ich – seht mir in die Augen und versprecht mir, dass Ihr die Wahrheit sagt!“, verlangte er energisch.

Zwar wusste Schwazzunge nicht, was er davon hätte, aber da es ihn endlich dazu bewog, nachzugeben, kam er der Bitte nach und wiederholte mit einem festen Blick seine Zusicherung, ihm kein leid zuzufügen. Danach wurde er von Ninlil einen langen, unangenehmen Moment betrachtet. Dann nickte der und sagte mit zitternder Stimme: „N-nun gut. I-ich vertraue Euch. Bitte verzeiht.“

Wie niedlich! Er entschuldigte sich sogar! Schwarzzunge grinste schelmisch, reckte den Hals und öffnete weit das Maul auf, damit sein Sklave einen ersten Einblick hatte und keine Probleme haben würde, stecken zu bleiben. Mit der Zungenspitze spielte er, wie mit einem Finger und wies zwischen seine Beißer hinein. Eine kleine Willkommensgeste.

Ninlil sah schaulustig und zugleich erschüttert in den riesigen Schlund. Vorher hatte er nur die offensichtlichsten Details erkannt. Aber jetzt? Alles, bis auf die Zähne, war Schwarz in Schwarz. Nur der Speichel ließ die Formen und Konturen von Zunge und Rachenraum erahnen. Zuerst sträubte er sich und bewegte sich eine ganze Weile lang nicht. Er fasste all seinen Mut zusammen und griff nach dem Mundmuskel, auf den sein ganzer Oberkörper passte. Er hatte Angst, aber zugleich war es ein … seltsam vertrautes Gefühl. Er rutschte ein Stück näher und roch Schwarzzunges Atem, der nicht unangenehm, sondern nur süßlich duftete. Er legte seine andere Hand auf der Mittelfläche ab und tastete sich nach vorne. Schwarzzunge schüttelte sich. Ninlil ertastete die Größe des gewaltigen Rachens und kam zu dem Schluss, dass er genau hineinpasste. Noch hatte er die Möglichkeit umzukehren. Aber was brachte das? Dadurch verärgerte er Schwarzzunge nur. Außerdem hatte er ihm doch in die Augen gesehen! Selbst wenn er ein Dämon war, er hatte ihm die Wahrheit gesagt.

Er kletterte mit dem ersten Bein hinein. Aus dem Maulraum kam ein schmatzendes Geräusch. Als er die Hand zum Abstützen nahm – es war so rutschig und glitschig – hörte er eine Stimme in seinem Kopf. Jetzt habe ich dich! Ein Ruck und Ninlil fiel nach vorne in Richtung Schlund. Schwarzzunge war aufgestanden und hatte den Kopf emporgereckt, sodass er durch sein eigenes Gewicht hindurch und durch die Speiseröhre nach unten glitt! Die schwarze Zunge tastete zwischen seine Pobacken und drückte ihn hinunter. Er schrie auf, obwohl sein Ruf nur als dumpfer Laut nach Außen drang. Es war hoffnungslos.

Schwarzzunge schluckte mehrmals nach, er spürte, wie zuerst Ninlils Kopf, Brustkorb, Beine und zum Schluss die Füße über seine Zunge, durch Rachen und in den Magen glitten. Lecker! Er war zufrieden, wie sein neuer Sklave in Panik hin- und her strampelte. „Beruhige dich!“, befahl er ihm. „Ich werde dir nichts tun. Das sagte ich doch!“ Er hörte zwar nicht, was Ninlil erwiderte, las aber seine Gedanken, die von Angst, Zweifel und einem Gutteil Neugier überschwemmt waren. „Schlaf jetzt. Ich werde dich später zurückholen.“

Die Worte verfehlten ihre Wirkung vollkommen und führten eher dazu, dass Ninlil panischer wurde, weshalb er sich dazu entschied, ihn bewusstlos werden zu lassen. Er veränderte die Zusammensetzung seiner Magendämpfe so, dass sie eine einschläfernde Wirkung hatten. Nicht mal fünf Minuten später war das Menschlein bewusstlos. Er rieb sich wohlig den Bauch, legte sich auf den Rücken und rief seine Bediensteten. Er hatte Lust auf ein kleines Blutspektakel bekommen.

 

Ninlil wachte von einem erst leisen, dann immer lauter werdenden Grummeln auf und wunderte sich über diese ekelhafte Finsternis, als er die Augen öffnete. Wo war er? Er griff um sich. Seine Hand fuhr über etwas schleimiges und dehnbares. Er hatte keine Erinnerung mehr, wie er hierher gelangt war, wo immer er war. Da rumorte und blubberte es und alles kam ihm wieder ins Gedächtnis. Der Magen Schwarzzunges. Und er lebte! Die Magenwand um ihn geriet in Bewegung und verengte sich. Er befürchtete, erdrückt zu werden, doch öffnete sich über ihm – ohne, dass er es sah – die Speiseröhre, in die er gepresst wurde. Danach passierte alles schnell. Er erkannte Licht in dieser unendlichen Dunkelheit, das immer näher kam. Dann messerscharfe Zähne und eine lange schwarze Zunge, die sich streckte und über die er glitt. Er wurde mit einem gurgelnden Geräusch ausgespien.

Das Erste, was er tat, war tief durchzuatmen. Während der ganzen Ausspuckaktion hatte er keine Luft bekommen. Er hustete. Das Licht war grell, weshalb er zunächst nichts sah. Erst nach einer Weile erkannte er die Silhouette des Dämons, und wie er – in seinen Armen liegend – von ihm angegrinst wurde. Dunkle Speichelfäden hingen zwischen ihnen.

„Gut geschlafen?“, fragte Schwarzzunge zuvorkommend und guter Laune.

Ninlil röchelte. „Ihr habt mich wieder freigelassen“, stellte er verblüfft fest.

„Sicher habe ich das. Ich sagte dir doch, dass ich mein Versprechen halte.“ Neben Schwarzzunge standen zwei Drakonier, in deren Obhut er gegeben wurde und die ihn in eine Wanne voll Wasser trugen.

„Was …?“

„Wir werden bald essen. Du bist hungrig. Davor solltest du dich waschen“, sagte er prompt. „Da ich dafür alles vorbereite, verlasse ich dich jetzt vorerst. Meine beiden Diener hier werden sich sorgfältig um dich kümmern.“ Er wandte sich ab, ging in Richtung einer zerfallenen Tür und drehte auf der Schwelle wieder um. „Ich hoffe, du genießt dein erstes Blutbad“, lächelte er und verschwand im Schatten des Gangs.

Der Drakonier, ein Drache in humanoider Form, ließ ihn in eine dunkle, dampfende Flüssigkeit hinab. Zuerst sträubte Ninlil sich dagegen und zuckte zusammen, als er mit ihr in Berührung kam. Er versuchte, sich am Arm des Drakoniers festzuklammern, was ihm überhaupt nichts brachte, als der Zweite ihm von dem, der ihn trug, mit leichter Gewalt wegriss.

„I-Ist das Menschenblut?“, stotterte er. Allein bei dem Gedanken wurde ihm übel.

Der Zweite sah ihn nur schweigend an. Der erste Drakonier sagte: „Das ist unseres Meisters Blut.“

„ … Schwarzzunges Blut?“

Der Drakonier nickte und fuhr fort: „Du musst darin baden, sonst wirst du es nicht ertragen können.“

„Was denn ertragen?“, fragte er leicht aufgebracht, versuchte aufzustehen, wurde aber von dem stummen Zweiten wieder zurück gezwungen.

Der Erste lachte niederträchtig. „Na, das Mahl natürlich.“ Mehr sagte er nicht, sondern wusch ihn sorgfältig zusammen mit dem stummen Artgenossen. Das Wasser, nein, das Blut war angenehm warm und nicht zu heiß, sodass er sich auf unheimliche Weise nach kurzer Zeit entspannte. Die beiden Drakonier nahmen jeder einen Schwamm, tunkten ihn in die Flüssigkeit und reinigten damit jede Stelle seines Körpers.

Nach einigen Minuten stieg einer der beiden, der Redselige, zu ihm in die ausladende Wanne. Durch seine Masse lief das fast schwarze Blut über. Er wusch Ninlil an den intimen Stellen, dem das unangenehm war. Durch das Blut in seinem Gesicht sah man es nicht, doch wäre es nicht da gewesen, hätten die beiden ihn erröten sehen. Doch das brauchten sie offenbar gar nicht, um seine Verlegenheit zu bemerken. „Falsche Bescheidenheit“, meinte der Redselige fast verführerisch, der den weichen Schwamm zwischen Ninlils Beine führte. „Mein Meister beweist immer einen vorzüglichen Geschmack bei der Auswahl der Sklaven.“

Ninlil sagte nichts, sondern ließ die Prozedur über sich ergehen. Wenn er ehrlich war, war sie gar nicht so schlimm. Das Bad dauerte eine halbe Stunde, in der er alle Praktiken des Waschens exemplarisch an sich selbst gezeigt bekam. Die beiden erfüllten ihre Aufgabe gründlich.

Nachdem sie mit Waschen und Schrubben fertig waren, halfen sie ihm aus der Wanne und wickelten sorgfältig ein großes Tuch um ihn. Darauf folgte eine Rubbelpartie, mit der sie ihn abtrockneten. Er empfand ihre Körpergröße als einschüchternd und so gar nicht passend für die sanftmütige Arbeit, die sie an ihm verrichteten. Schwarzzunge war ein Riese, aber die beiden erschienen ihm nochmal größer. Er konnte sich aber irren. Sie ließen sich Zeit. Beim Abtrocknen des Intimbereichs passierte es, dass er die Beherrschung über seinen Körper verlor. Die beiden Drakonier taxierten ihn. Der Redselige meinte: „Es hat ihm gefallen.“ Ninlil wurde rot. „Es tut mir leid, dich zu enttäuschen, die Vorspeise wird bald serviert und wir müssen dich angemessen einkleiden“, fügte er hinzu.

Ninlil empfand ihn als nett, während er den stummen Zweiten nicht einschätzen konnte. Aus dessen Augen starrte vor allem Gier. Er wurde in einen Nebenraum geführt, der – anders als die Badekammer mit ihrer spärlichen Beleuchtung – vollkommen ausgeleuchtet war. Für einen Nebenraum, ein Ankleidezimmer, hatte dieser gewaltige Ausmaße. Bis zum anderen Ende des Raumes waren es fünfzehn Meter in der Länge, in der Breite etwa Elf. In der Mitte lag ein riesiger Läufer auf dem Boden, auf dem wiederum ein großer Standspiegel platziert war.

„Der Meister kleidet sich für gewöhnlich nicht, doch seine Gäste verlangt er, gekleidet zu sehen. Deine Sachen für heute liegen auf dem Stuhl dort. Wir warten solange draußen. Lass dir Zeit … aber nicht zu viel“, sagte der Redselige, dann ließen sie ihn alleine.

 

Die zweiflügelige Tür schwang auf und Ninlil trat hindurch. Schwarzzunges Pupillen vergrößerten. „Ah! Ich liege immer perfekt mit der Wahl meiner Leihgewänder!“, rief er begeistert, erhob sich und eilte ihm entgegen. Er bot Ninlil die Klaue. Zuerst zögerte der misstrauisch, legte dann aber seine vergleichsweise kleine Hand hinein. Schwarzzunge kniete nieder und gab ihm einen sanften, fast gehauchten Kuss. „Folge mir“, sagte er in verführerischem Ton. Er führte ihn in den hohen Speisesaal. Die Decke schwebte dreißig Meter in der Höhe und war zur Hälfte eingestürzt. Die Trümmer waren weggeräumt worden. Von oben herab hing ein Kronleuchter, dessen Metall lange verblasst war. In der Mitte des Saales stand ein Eichenholztisch von zehn Metern Länge. An jedem Tischende stand je ein pompöser Stuhl mit allerlei geschnitzter Verzierung und Ornamenten.

Bei genauerem Hinsehen erkannte Ninlil, dass es Throne waren, der eine größer als der andere. Auf dem Tisch – ebenfalls edel verziert – fanden sich allerlei Schlemmereien auf exquisiten Porzellantellern jeglicher Größe. Alles sah herrlich aus. Jetzt erst bemerkte er, dass es Nacht war, sternenlos und wolkenverhangen. Er war gekleidet in ein fließendes Gewand, das aus einem einzigen Stück schwarzer Seide gefertigt war. In den Stoff waren am Kragen goldene Fäden eingearbeitet worden, die sich über den Rücken, die Arme und Beine fortführten. Schon bei Anziehen hatte er gemerkt, wie es anlag und seine Figur etwas betonte.

Er wurde zu dem kleineren Thron geführt. „Setz dich“, bat Schwarzzunge höflich und schob ihm den Stuhl zurecht. Danach entfernte er sich und nahm auf dem seinen wieder Platz. Ninlil vernahm leises Schlurfen, als er die beiden Drakonier rechts und links neben seinem Thron bemerkte. Sie waren nicht der Ursprung der seltsamen Geräusche. Aus dem Schatten traten mehrere Gestalten hervor, die ihn mindestens erschraken. Alle waren von derselben Rasse, obwohl er nicht bestimmen konnte, welcher sie angehörten. Er kannte diese Wesen schlicht nicht. Ihre Proportionen waren untersetzt und generell mickrig. Ihre Haut war von Schuppen bedeckt und sie hatten den Kopf von Eidechsen. Zumindest sahen sie so aus. Außerdem besaßen sie einen langen Schwanz, den sie permanent hin und her schwangen. Sie waren zu viert und schlicht gekleidet. Einer der kleinen Echsenzwerge – falls man sie so nennen konnte – hatte eine massive Eisenkette in der Hand und zog etwas aus der Dunkelheit hinter sich her. Ein weiterer Schatten trat ins Licht hinein und entpuppte sich als ein gewaltiges Ungeheuer. Ninlil wurde mulmig. Es war größer als Schwarzzunge oder die Drakonier. Weit größer! Die Kette war an einem Halsband befestigt. Es schritt auf vier wuchtigen Beinen vorwärts, war von Kopf bis zum Schwanzansatz so lang wie der Tisch, hatte schuppige Stacheln, die ihm an auffälligen Stellen wie Gelenken oder dem Rückgrat bedeckten sowie einen Kopf, der nur aus einem gewaltigen Maul bestand. Keine Augen, nur das mit Zähnen bewährte Maul. Einen der Echsenzwerge, die halb so groß waren wie er, hätte das Biest mit einem Happen verschlingen können – ohne vorher zu kauen. Es hatte bräunliche, ledrige Haut, was ein totaler Kontrast zu den Stacheln bildete, die nicht so recht in dieses Bild passten. Bei jedem Schritt, den es tat, bebte das Geschirr auf dem Tisch ein wenig und klirrte leise. Er starrte entsetzt und fasziniert. Es wirkte fast, wie eines der Urzeitwesen, von denen er in Büchern gelesen hatte und die einen gigantischen Wuchs erreicht hatten.

„Darf ich vorstellen: Das ist Stormund, meine Schlosswache. Er hält mir ungeliebte Gäste vom Hals“, klärte Schwarzzunge auf. „Ich wollte ihm die Gelegenheit geben, dich persönlich kennenzulernen. Immerhin bleibst du eine Weile bei uns und da soll er dich nicht für einen Eindringling halten und zerfetzen, wenn du ihm begegnest. Das macht er leidenschaftlich gerne.“ Ninlil schluckte. Das Biest, Stormund, wurde ihm vorgeführt. Zuerst lehnte er sich seitlich weg, um Raum zwischen ihnen beiden zu lassen. Das Ungeheuer knurrte missmutig. Vom Nahen war es noch einschüchternder, das hatte es mit Schwarzzunge gemein, und war mindestens zwei Meter hoch. Er war sich gar nicht mehr so sicher, ob es nur einen Echsenzwerg auf einmal fressen konnte oder nicht doch sogar zwei. Oder ihn.

„Keine Angst! Er will nur deinen Geruch aufnehmen“, sagte Schwarzzunge und tatsächlich schien Stormund zu schnuppern, denn er sog mehrmals tief die Luft durch die Nasenöffnungen ein, öffnete es das furchtbare Maul, aus dem eine rosarote Zunge hervorschoss und ihm quer über das Gesicht fuhr. Er blieb bewegungslos sitzen, um das Riesenvieh nicht zu provozieren. Doch Stormund ließ entspannt die Zunge heraushängen und hechelte vor sich hin. Schwarzzunge lachte. „Er mag dich. Genau, wie ich vermutet hatte. Er ist schlau, aber manchmal überwiegen seine tierischen Züge. Nicht wahr, Stormund?“ Zu Antwort bekam der Dämon ein drohendes Grollen, bevor sich das Haustier wieder Ninlil zuwandte, näher kam und weiter hechelte.

„Was will er?“, fragte er verunsichert. Er hatte den Eindruck, die Kreatur wartete auf etwas.

„Er will, dass du ihn streichelst. Aber Vorsicht, seine Zähne sind messerscharf. Schärfer als meine“, antwortete Schwarzzunge.

„Was haben den seine Zähne damit zu tun, dass ich ihn streicheln soll?“, fragte Ninlil skeptisch, als er zögerlich den Arm ausstreckte und das Biest ihm plötzlich die geöffneten Kiefer entgegenhielt! Sofort hielt er inne.

„Das“, grinste der Dämon. „Stormund liebt es, auf der Zunge gestreichelt zu werden.“

Ninlil bewegte sich nicht mehr. Schwarzzunge hatte ihn in seinen Bauch eingelassen, ohne zuzubeißen. Aber bei diesem Vieh wusste er nicht, ob er die Hand oder überhaupt einen Finger hineinsteckte. Der kleine Echsenzwerg, der Stormunds Kettenleine hielt, guckte ihn ungeduldig an.

„Ich zwinge dich nicht, wenn du nicht willst“, beruhigte Schwarzzunge. „Nur dann musst du damit rechnen, dass er beleidigt ist. Er kann äußerst launisch sein.“

Jetzt hatte Ninlil erst recht keine Wahl mehr. Es lag ihm fern, ein beleidigtes Ungeheuer vor sich zu haben, dass sich kurzfristig dazu entschloss, ihn zu verputzen … oder zu zerfetzen. Er fasste all seinen verbliebenen Mut zusammen und griff in die lebendige Höhle aus Fleisch hinein. Er hatte nur die Zungenspitze berührt, als Stormund grollte. Er sah, wie dessen Gaumenzäpfchen vibrierte und unterbrach sofort, sodass das Ungeheuer wieder verstummte.

„Mach nur weiter! Es hört sich bedrohlich an, weil er das Maul auf hat. Das Geräusch ist es vergleichbar mit dem Schnurren einer Katze“, erklärte Schwarzzunge belustigt.

Ninlil atmete tief durch und griff erneut hinein. War er zu vorsichtig und dieses zu groß geratene Vieh weit umgänglicher, als es den Anschein hatte? Kurz entschlossen, ohne nachzudenken, fasste er soweit hinein, wie möglich, und stützte sich mit einem Arm sogar auf Stormunds Unterkiefer ab. Er fuhr über die schleimige, feuchte Zunge, die so groß war wie er selbst, und erhielt ein lautes, zufriedenes Knurren dafür. Er sah es nicht, aber die beiden Drakonier verzogen vor Neid ihre Gesichter. Sie würden gerne genauso gestreichelt werden, denn sie waren in ihrem Rachen am empfindlichsten.

Wenn Schwarzzunges Schlund schon groß war, so hätte er hier wohnen können. Anders als bei dem Dämon war der Geruch deutlich unangenehmer, obwohl nicht unerträglich. Er ließ sich Zeit und streichelte Stormund. In diesen stillen Minuten holten zwei der kleinen Diener eine große mit Wasser befüllte Schüssel.

„So, das ist genug“, sagte Schwarzzunge vom anderen Tischende zufrieden. „Stormund, du hattest deinen Spaß. Jetzt lass ihn essen.“

Das Ungeheuer machte Anstalten, seine Kiefer zu schließen. Wäre er nicht schnell zurückgefahren, hätte es Ninlil in zwei Hälften zerteilt. Der Echsenzwerg führte das Monstrum weg, sie blieben aber im Saal und es legte sich ein paar Meter entfernt gemütlich auf den Boden. Einer der anderen Echsenzwerge, der Kleinste unter ihnen, kam mit einer großen Bürste an. Er klopfte Stormund auf die Schnauze, der darauf unangenehm grollend das Maul klaffend öffnete und eine langwierige Zahnputzbehandlung über sich ergehen ließ. So etwas zu sehen, war staunenswert, da der kleine Echsenzwerg dem riesigen Vieh in die Maulhöhle kletterte. Die anderen beiden kamen mit der Wasserschüssel zu Ninlil und hielten sie ihm vor.

„Oh! Danke“, sagte er ehrlich erfreut und wusch seine Arme, die komplett mit Speichel bedeckt waren. Die beiden Diener wechselten irritierte Blicke über den unerwarteten Dank und nickten kurz.

„So, lasst uns anfangen“, forderte Schwarzzunge laut auf. „Ich habe die kostbarsten Speisen meines Hauses auftischen lassen, damit um dich zufrieden zu stellen.“

Das sah er. Als er nachzählte, wie viel Auswahl er hatte, kam er auf zwanzig verschiedene Gerichte sowie sieben Arten von Beilagen und fünf Getränken, die einen Großteil des Tischen einnahmen. Von Salaten und Pilzen über Fisch und Fleisch, Hammel und Rind war alles vorhanden. Es wäre eine Beleidigung etwas davon auszulassen.

Daneben bot man ihm Wasser und Fruchtsäfte. Außerdem ein Getränk, das nicht mal eine Armeslänge entfernt neben ihm platziert war und die piekfeine Anordnung der kredenzten Köstlichkeiten jäh durcheinanderbrachte. Was ihn aber weit mehr stutzig machte, war die auffällige Farbe oder Nichtfarbe. Es war pechschwarz.

„Wie ich sehe, ist es dir gleich zuerst aufgefallen“, sagte Schwarzzunge und erheischte Ninlils Aufmerksamkeit, nahm sein viel größere Glas mit schwarzer Flüssigkeit in die Klaue und trank es genüsslich in einem Zug. Erfrischt rülpsend setzt er es wieder ab und leckte sich die Lippen. „Wir pflegen damit ein Mahl zu beginnen. Probiere es!“

Ninlil dachte nicht sonderlich lange darüber nach, um was es sich handelte, nahm das Glas und trank es ebenfalls in einem Zug leer. Während des ersten Schlucks schmeckte es süßlich, dann veränderte sich der Geschmack und wurde sauer-scharf. Zum Schluss brannten sein Mund und Hals. Er hustete unkontrolliert und verschluckte sich. Danach fühlte sich zuerst sein Bauch, dann seine Arme und Beine und an Ende sein ganzer Körper heiß an.

„Bravo!“, klatschte Schwarzzunge Beifall. „Ich hatte erwartet, dass du einen Schluck nimmst und das Glas danach zur Seite schiebst, was vollkommen genügt hätte. Aber so wird es später spaßiger.“

Um sicher zu gehen, schluckte Ninlil ein paar mal nach, bevor er mit piepsiger Stimme fragte: „Was war das für ein Zeug? Alkohol?“

Der Dämon lachte. „O nein, nein! Das war mein Blut.“ Er und alle anderen im Raum bis auf Stormund grinsten. „Du wirst seine Wirkung zu spüren bekommen, das verspreche ich dir. Doch jetzt sollten wir uns ans Essen machen, sonst wird es kalt.“

Im ersten Moment glaubte Ninlil, er hätte sich verhört. Dann kam er zu dem Schluss, dass sein Gehör ihn nicht im Stich gelassen hatte. Und bevor er würgte, schnappte er sich schnell das Glas Wasser und spülte schleunigst nach. Er fragte nicht, wieso, weshalb und warum. Es waren die Gepflogenheiten hier. Wenn diese besagten, dass zu Beginn einer Mahlzeit das Blut des Meisters getrunken wurde, dann war er nicht derjenige, der die Sitte änderte. Schlau wurde Ninlil allerdings nichts daraus, als er sich vorstellte, wie sie jeden Tag ein paar Gläser tranken und der Dämon deswegen blutleer sein musste.

Schwarzzunge lachte herzlich, als er ihn das Wasser hinunterspülen sah, sagte nichts und griff stattdessen nach der Fleischkeule links neben ihm, die er komplett ins Maul nahm und nach ein wenig Nagen nur den Knochen wieder herauszog. Danach kaute er genüsslich, bevor er das Fleisch hinunterschlang. So viel zeit musste sein. Er hielt in der Bewegung inne, als er merkte, wie er von seinem neuen Sklaven angestarrt wurde. „Was ist? Ich habe dich ohne weiteres verschlungen“, meine er fröhlich. „Jetzt solltest du aber essen. Wir wollen doch nicht, dass du verhungerst.“ Danach ließ er sich nicht weiter stören und schlemmte.

Zaghaft stellte Ninlil daraufhin seinen Teller zusammen. Er nahm sich ein paar Löffel Pilze, Salat, viele Kartoffeln. Letztere ertränkte er förmlich in einer lecker duftenden, braunen Gewürzsoße. Danach kamen Fleischbällchen mit Reis dazu, die er ebenfalls in die Soße tunkte. Am Ende war sein Teller gefüllt und er bekam Zweifel, ob er überhaupt alles schaffte.

„Du isst nicht viel Fleisch?“, fragte Schwarzzunge. Er schüttelte den Kopf. „Damit machst du dich beliebt hier. Es gibt nicht viele Fleischvorräte. Du ahnst ja gar nicht, was die anderen alles vertilgen. So schnell komme ich nicht mit der Jagd hinterher. Das macht es mir einfacher.“

Ninlil stutzte. „Du gehst jagen?“, fragte er und wurde rot, als er rundherum mit skeptischen Blicken beworfen wurde. „Ich meine: Du jagst alleine? Warum lässt du dir denn nicht alles besorgen?“

Schwarzzunge wandte sich feixend an die beiden Drakonier. „Habe ich euch nicht gesagt, dass er ein keckes Kerlchen ist?“, sagte er zu ihnen. „Da fällt mir ein, ich habe dir die beiden gar nicht vorgestellt, oder? Rechts der Grummelige heißt Tráko und Links, das ist Arta. Nimm dich vor dem in Acht. Der fickt alles, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist. Nicht wahr Arta?“ Alle drei lachten. „Aber entschuldige, ich habe deine Frage nicht beantwortet. Also: Ich muss alleine jagen. Sonst könnten ja alle hier ein- und ausgehen, wie sie wollten“, erklärte Schwarzzunge knapp. Als er sah, dass Ninlil nicht verstand, lehnte er sich zurück, verschränkte die Arme und meinte: „Du weißt es nicht, oder?“

Ninlil schüttelte den Kopf und sagte: „Verzeiht mir.“

„Das muss dir nicht leidtun, mein Schöner“, winkte er ab. „Ich jage deshalb alleine, weil ich niemandem erlaube, mein Heim zu verlassen – mit Ausnahme von Stormund, der selbst ein Dämon ist. Wenn ich einen meiner Diener zum Jagen hinausschicke, könnte ich ihm genauso seine Freiheit schenken. Dann wäre ich innerhalb kürzester Zeit all meine Untertanen los, du verstehst?“

Ninlil dachte nicht lange nach, weil ihm während Schwarzzunges Erklärung etwas klar wurde. „Das heißt, dass ich nicht mehr gehen darf, oder?“

Schwarzzunge nickte. „So ist es. Das ist ein altes Dämonengesetz. Ist schon ewig so. So lange ich dich nicht für frei erkläre, ist es dir unmöglich, mein Haus oder vielmehr meine Ländereien zu verlassen.“

„Was passiert, wenn ich es dennoch versuche?“,  fragte aus reiner Neugier.

„Dann wird entweder er dich fressen“, sagte Schwarzzunge und zeigte auf Stormund, „oder du wirst, je weiter du dich entfernst, ein verzehrendes Gefühl in dir spüren, das dich letztlich tötet.“ Darauf schwieg er einen unangenehm langen Moment. „Das muss dich aber nicht belasten. An Stormund ist bisher keiner vorbeigekommen“, endete er und aß weiter. „Aber gut, dass du gefragt hast“, fügte er schmatzend hinzu. „Sonst hätte ich später einen toten Menschensklaven. Und die sind selten.“

Das beruhigte Ninlil alles leidlich wenig. Statt darüber nachzugrübeln, in was für eine Lage er war, fing er endlich an zu essen. Nach dem ersten Bissen stellte er fest, wie hungrig er war. Mit jedem Weiteren wurde er hungriger. Es war fast so, als ob sein Magen geschlafen hätte und mit einem Tritt geweckt wurde. Seinen ersten Teller hatte er bald leer gegessen, sodass er sich einen Nachschlag nahm, den er langsamer und genussvoll zu sich nahm. Schwarzzunge war lange fertig, als er den letzten Bissen seines mittlerweile dritten Tellers hinunterschluckte und mit einem leckeren Fruchtsaft nachspülte. So satt wie heute hatte er sich seit Beginn seiner Reise nicht mehr gefühlt. Er setzte das Glas ab und lehnte sich lächelnd und aufseufzend zurück. Im Moment war das Leben herrlich.

„Wie ich höre, hat es dir geschmeckt.“

Ein wenig erschöpft erwiderte Ninlil zufrieden: „Mein Kompliment an den Koch. So gut habe ich bisher nie im Leben gegessen.“

„Das hört man gern. Die vier kleinen Kerlchen hier haben alles zubereitet“, sagte Schwarzzunge. Die Echsenzwerge traten aus dem Schatten hervor und verbeugten sich ergeben erst vor ihrem Meister, dann vor Ninlil. „Mir hat es auch geschmeckt“, nickte er ihnen zu. „Räumt den Tisch. Einer von euch wird mir die Zähne putzen. Ich will ein Schauspiel sehen. Unser Neuzugang spielt die Hauptrolle.“

Emsig stapelten drei von ihnen die Teller, um sie schnell und koordiniert wegzutragen. Der Vierte verschwand kurz und kam mit einer Bürste zurück, die der ähnelte, mit der er Stormunds Zähne geputzt hatte, aber etwas kleiner war. Ein kurzer Seitenblick verriet, dass das Monstrum mit der Zahnbehandlung zu Ende war.

Der Echsenzwerg mit der kleinen Bürste watschelte zu seinem Herrn, der ihn packte und auf die Schulter stellte. Gerade als Schwarzzunge sich zurücklehnte, das Maul öffnete und sein Diener zum Schrubben ansetzte, fragte Ninlil: „Darf ich fragen …?“ Schwarzzunge winkte seinen Diener fort und lehnte sich ein Stück nach vorne.

„Was willst du wissen, mein Hübscher?“

Ninlil räusperte sich und überging das Kompliment, wenn es denn eines war. „Was meintet Ihr, ich spiele die Hauptrolle im Schauspiel? Welches Schauspiel?“

Schwarzzunge grinste fesch, lehnte sich wieder zurück und befahl in Trakos und Artas Richtung: „Erklärt es ihm!“ Darauf machte er abermals den Rachen weit auf und genoss die kitzelnde Gefühl des Schrubbens.

„Weißt du“, hob Arta an und legte Ninlil die Klaue auf die Schulter, „unser Meister teilt vieles mit uns. Wenn ihm ein Sklave gefällt, enthält er ihn uns nicht vor.“ Er half ihm vom Thron herab, nahm seine Hand und führte ihn gemächlich ein wenig um den Tisch herum. „Und da du ihm außerordentlich gefällst, erlaubt er, dass wir mit dir so umgehen, wie er es schon tat.“ Kaum hatte er den Satz beendet, umgriff er Ninlils dünnen Hals und warf ihn grob auf den Tisch, der sich schmerzend und leise röchelnd den Kehlkopf rieb. Er funkelte Arta an. So nett, wie der Mistkerl die ganze Zeit gespielt hatte, war er offenbar nicht. „Da unser Herr uns nicht den Spaß völlig alleine überlässt, hat er beschlossen, nach dem Essen zuzusehen, wie wir mit dir ein kleines Spiel veranstalten“, lächelte Arta schelmisch, dass all seine Zähne sichtbar waren, und kletterte zu ihm auf den Tisch.

Ninlil versuchte, schnell von ihm fortzukommen, doch wurde er am Fußknöchel gepackt und zurückgezogen. „Was willst du?!“, schrie er überflüssigerweise. Denn es war vollkommen egal. Wichtig war nur, dass er sich in all seinen Ahnungen nicht getäuscht hatte.

Schwarzzunge am Ende des Tisches lachte auf, wobei er fast den Diener verschluckte, der sich weit in ihn hineingebeugt hatte und sich an dessen Zähne klammerte.

Arta erwiderte: „Wusstest du, dass die meisten von uns Oralfetischisten sind? Wir lieben es, jemanden im Maul zu haben. Doch am meisten von uns allen der Große hinter dir.“

Ninlil fuhr herum und sah auf Stormunds Schädel. Das Haustier hatte sich unbemerkt genähert, während er abgelenkt war. Ruckartig fuhr er zurück, wurde aber von dem Drakonier erneut aufgehalten, der ihn an beiden Schultern festhielt.

„Wovor fliehst du? Stormund will nur nochmal von dir gestreichelt werden!“, rief er.

Da klaffte das Maul des Ungeheuers auf, das nicht mehr muffelig und dreckig, sondern sauber war. Ninlil wurde gnadenlos hineingeschoben und landete mit dem Gesicht auf der Zungenspitze, worauf sich die Kiefer wieder schlossen. Er hatte panische Angst davor, zerbissen zu werden, jaulte auf und winselte um Gnade, nicht ein solches Schicksal erleiden zu müssen. Besser, er wurde in einem Stück von dem Riesenvieh als Futter getilgt! Weder das eine, noch das andere geschah. Stormund biss nur insoweit zu, dass er nicht in der Lage war, sich aus eigener Kraft zu befreien. Mit einem Ruck schob das Monstrum ihn ein ganzes Stück weiter hinein, bis nur sein Unterleib und die zappelnden Beine zwischen den gefährlichen Zähnen hervorlugten. Das seidene Gewand hatte sich mit Speichel vollgesogen, Ninlils Haare und Gesicht waren damit beschmiert. Es war zähflüssiger als sein eigener Speichel und klebte wie nasse Erde an ihm.

Durch die leicht geöffneten Zähne drang genug Licht hindurch, damit er Stormunds Rachenraum sah. Das Mundfleisch war sogar größer, als er erwartet hatte, weil es sich weit nach hinten zum Schlund hin fortsetzte. Wäre er nicht so gefangen, hätte er gebückt stehend umhergehen können. Vielleicht sogar durch die Speiseröhre bis in den Magen, denn sie war nicht durch einen Schluckmuskel abgetrennt, sondern ging nahtlos ins Maul über. Anders als bei Schwarzzunge würde er hier keine Platzangst bekommen.

Nur was geschah jetzt mit ihm? Er versuchte, sich abzustützen, was ihm aber misslang, da die widerspenstige Zunge ständig in Bewegung blieb und er wegrutschte.

Draußen wurden Ninlils Beine gepackt und so weit gespreizt, dass es wehtat. Er wollte hinaussehen, um zu sehen, was da vor sich ging, sah aber nur eine Wand aus spitzen und schiefen Zähnen. Er bemerkte, warum sein Bauch nicht durchstochen war. Das Dämonenschoßhündchen hatte seine Zunge ein Stück weit über den Kiefer hinausgestreckt, sodass er weich lag und ihn nicht verletzte.

„So!“, hörte er gedämpft. „Bereit, gestochen zu werden?“ Er spürte, wie ihm Arta seine Hose aufschlitzte und ihn anschließend zwischen den Beinen massierte. Er hätte Sterbensangst haben müssen, aber stattdessen – genoss er es? Unerwartet drang etwas von hinten in ihn ein! Am liebsten hätte er geschrien, doch durch den Schmerz blieb ihm die Luft weg. Es fühlte sich an wie ein feuriges Messer. Sein ganzer Unterleib zog sich zusammen. Arta war nicht zimperlich. Ninlil fühlte sich eher erstochen, als gestochen..

Vor ihm erklang laut dröhnendes Knurren.

„Vergiss nicht, Stormund zu streicheln“, riet ihm Arta angestrengt hervorpressen. „Sonst wird er dich verschlingen.“ Kaum das letzte Wort gesprochen, nahm er Ninlil und – ach, nennen wir es beim Namen – fickte ihn gründlich durch. Er stieß immer fester zu und schneller zu.

Schwarzzunge gefiel das Spiel vor seinen Augen. Trako war hergekommen und massierte ihn. Den Dienern hatte solches Verhalten anerzogen.

Ninlil – auf Káls Zunge weich wie auf der Federmatratze gebettet – prustete stöhnend aus, sobald Arta sein Gemächt in ihn einhämmerte. Er versuchte, sich in eine bessere Lage zu bringen, indem er sich am Seitenlappen des Mundfleisches festhielt und weiter hineinzog, damit es nicht mehr so wehtat.

„Na, na! Wer will denn hier entkommen?“, lachte der Arta rau auf. „Du willst nicht zu mir? Dann komme ich eben zu dir!“ Kurz wurde  es wieder hell, dann erneut dunkler, bevor Ninlil von Arta in den vor ihm wartenden Schlund geschoben wurde. Der Drakonier hatte beschlossen, sich zu ihm zu gesellen. Stormund hielt seine Kiefer geöffnet, soweit er konnte, bis das zweites Schlemmerfilet eine bequeme Position gefunden hatte und er sie entspannt schloss.

Sogleich drückte Arta Ninlil wieder das Schwert in den After. So weit, dass der laut aufschrie. „So ist es gemütlicher, nicht wahr?“, lachte er. „Stormund macht es unheimlichen Spaß, gleich zwei von uns zu haben, die ihn freiwillig streicheln.“

Am Tisch wurde Schwarzzunge mittlerweile unruhig, was Trakos Massage zwischen seinen Beinen nicht verwunderte. Der war von Massieren zum Lecken übergegangen. Der kleine Diener in seinem Maul war fertig geworden und zog sich schnell in die Schatten des Raumes zurück. Schwarzzunge drückte Trako von sich fort, stand auf und sagte zu ihm: „Geh die Schlampen unten im Keller holen, eine für mich, eine für Stormund und eine für dich!“ Die Miene des Drakoniers hellte sich sichtbar auf, er nickte aufgeregt und verschwand durch die große Eingangspforte. „Und beeil dich gefälligst!“, rief er ihm forsch hinterher, betrachtete die Orgie vor ihm, wie Artas Schwingen und Ninlils Füße aus Stormunds großem Maul herausguckten. Er verschlang die beiden jeden Moment, wenn er nicht bald eine Nutte bekäme. Die dumpfen Schreie des Menschen waren Musik in seinen Ohren.

Alles lief nach Plan. Wenn es weiter so lief, erhielt er bald einen Teil der Kraft der alten Lichtenmenschen. Und als ob das nicht das Beste war, bekam er einen fast gleichgestellten, oder sogar überlegenen Gefährten dazu, mit dem er das ganze Land unter seine Kontrolle brachte! Er musste nur dafür sorgen, dass Ninlil bei ihm blieb. Irgendwann kam der dahinter, dass er ihm Schauergeschichten aufgetischt hatte. Doch er war zuversichtlich, dass er am Ende ohnehin blieb, ob er es herausfand oder nicht. Ninlil hatte selbst gesagt, dass er ihn gesucht hatte. Für Schwarzzunges körperliche Befriedigung war er außerdem wie geschaffen. Abgesehen davon konnten sich jetzt Arta, der kein Interesse an Dienerinnen hatte, bei ihm austoben. Für Stormund gab es endlich wieder etwas, auf das er herumknabberte und darauf aufpasste. Den letzten kooperativen Menschen hatte der Dämonenhund leider versehentlich gefressen und einen Tag später vor Schwarzzunges Füße geschissen. Das war vor fünfzig Jahren gewesen. Seitdem wartete Stormund, dass wieder jemand kam, der ihn streichelte.

Vor der Tür hörte er lautes Jammern und Geschrei. „Mein Großer, jetzt erhältst du jemanden zur Unterhaltung“, grinste er das Ungeheuer an. Die rechte Flügeltür der Pforte wurde aufgestoßen und hindurch flogen zwei Menschenfrauen, die Schwarzzunge bei einem Überfall auf eine Stadt hatte mitgehen lassen. Normalerweise waren menschliche Sklaven kostbar – auch ohne solche Kräfte oder der Ninlils Stammlinie. Diese beiden hier aber waren von Anfang an nur zum Ficken, Fressen und Kochen da gewesen, weil es sich um zwei Huren handelte. Die eine war die Mutter der anderen, deren Vater ein dreckiger Freier gewesen war. Die Tochter war ansehnlich, die Mutter nicht  mehr, sie war mit Falten übersät. Die Fotzen dieser Fotzen hatten schon viele Schwänze gesehen. Nicht nur die von Männern, sondern sogar welche von Tieren, was sie nicht attraktiv machte. Unberührtes Fleisch bevorzugte er eindeutig. Ein Hoch auf seinen neuen Lustsklaven!

Die beiden Weiber landeten hart auf dem Boden, rappelten sich auf und klammerten sich aneinander. Nur Augenblicke später nahmen sie die Situation um sich herum wahr, hörten Ninlils dumpfes, verzweifeltes Gestöhne und blickten verstört und vor Angst zitternd zu Stormund, aus dessen Maul mehrere Glieder hingen, die sie nicht einzuordnen wussten. „A-r-g-h!“, brüllte Arta lüstern und genau im richtigen Moment. Die Jüngere schrie laut auf und wandte das Gesicht ab. Sie glaubte wohl, dass Stormund jemanden fraß und sie die Nächsten seien.

„Hör' auf hier rumzukreischen, dämliche Scheißkuh!“, grollte eine Stimme im Hintergrund und durch die Pforte traten zuerst Trako und dann ein weiterer Drakonier. Ein Drakonierweibchen, um genau zu sein. Mar‘got. „Grade ihr solltet euch freuen durchgenommen zu werden!“, sagte sie und trat nach der Älteren.

Schwarzzunge lachte auf. Mar‘got war eine abenteuerliche Frau, die die Männer seines Hauses im Griff hatte. Sie war verrückt und zollte nicht einmal ihm, ihrem Meister, Respekt. Aber genau deswegen hatte er sie gern. Sie brachte das Quäntchen Chaos in sein Leben. „Meine Damen!“, rief er, sodass aller Aufmerksamkeit sich auf ihn richteten. „Wie ihr seht, findet zur Zeit ein Schauspiel statt. Ich habe mir erlaubt euch einzuladen, damit ihr daran teilnehmt.“ Während er erklärte, schritt er auf die Huren zu und ergriff die Ältere. „Du bist heute mein“, sagte er dunkel und wollte sie mitnehmen. Aber ihre Tochter zerrte an ihr und ließ sie nicht los. Jammernd bat sie darum, dass ihre Mutter verschont  würde. Schwarzzunge geiferte: „Dummes Weib! Glaubst du, ich hätte dich herholen lassen, damit du zusiehst?“ Er zeigte zu Stormund hinüber und grinste: „Er dort ist heute für dich gedacht. Sein Schwert ist groß. Mal sehen, ob du überlebst.“ Die schockierte Frau stehen lassend wandte er sich an Trako. „Du hast dir eine Artgenossin ausgesucht? Mir soll es recht sein.“ Der Drakonier war in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen und miesepetriger als sonst. Sollte er seinen Spaß mit Mar‘got haben.

Die aber widersprach vehement. „Nichts da! Wo denkst du hin?“, rief sie echauffiert und ungeniert. Hatte er schon erwähnt, dass sie verrückt war? Ihm zu widersprechen, darauf stand normalerweise der Tod. „Ich lasse mich von dem Großen nehmen“, fuhr sie fort. „Das wollte ich schon immer mal. Als Trako kam und drei von den Miststücken holte, hab ich der dritten den Kopf abgebissen und bin gleich selbst mitgekommen, um die Strafe dafür zu begleichen.“

Ach ja, nicht nur verrückt, sondern unberechenbar, das hatte er vergessen. Schwarzzunge sah zu Trako, der die Geschichte nickend bestätigte. Er seufzte gespielt verärgert. „Für die Tötung einer Sklavin, die gut in der Küche war, hast du wahrhaftig eine Strafe verdient!“ Mar‘got grinste schelmisch. Ihr ganzes Aussehen glich dem eines ihrer männlichen Artgenossen, nur dass sie keine Flügel hatte und keine Genitalien zwischen den Beinen zu sehen waren, wie bei Trako und Arta. Sonst hätte man sie nicht unterscheiden können. „Na los!“, befahl er harsch. „Geh zu ihm, er wird ungeduldig.“ Die Drakonierin verbeugte sich ansatzweise und eilte zu Stormund hinüber, der seinen Hinterlauf anhob, sobald er sie bemerkte, und sie unter ihn krabbelte.

„Und du!“, fuhr er die Jüngere an, packte sie am Hals und hob sie grob vom Boden hoch, dass sie röchelte. „Du hast Glück! Trako wird sich mit dir vergnügen.“ Er schmiss sie dem Drakonier entgegen, sie landete vor ihm auf dem Boden. Der verlor keine Zeit, bedankte sich bei Schwarzzunge und zerfetzte dem jungen Ding die Gewänder, drehte sie auf den Rücken und störte sich gar nicht daran, dass sie ihre Beine nicht spreizte. Sein Glied war so lang und hart, dass er ohne weiteres mit Gewalt in die ausgeleierte Grube eindrang, was seiner Gefährtin einen Schrei entlockte.

Schwarzzunges Hure wimmerte, als sie sah, was mit ihrer Tochter geschah. Er zerrte sie fort und stapfte mit ihr in Richtung seines Throns, vorbei an Stormund, unter dem Margot laut lachte und schrie. Durchgeknalltes Weib. Niemand ließ sich freiwillig einen fast zwei Meter langen Penis in die Fotze schieben. Sie hingegen lachte sogar!

Er setzte die ältere Hure auf den Thron, auf dem sie wie ein kleines Mädchen ausgesehen hätte, wäre sie nicht so verbraucht. Sie hielt die Arme schützend vor ihr Gesicht. Lachhaft. „Keine Angst, meine Liebe“, beschwichtigte er. „Ich werde dich schon nicht fressen. Deine Bastardtochter wirst du wiedersehen. Ich will nur ein wenig … spielen. Das ist schon alles.“ Er griff mit den vier Händen jeweils nach ihren Armen und Beinen, spreizte sie so weit, bis es knackte und zerriss mit seinen Zähnen ihre störende Kleidung. Obwohl schon älter – Mitte bis Ende vierzig – und mit ergrauten Haaren, hatte sie einen erstaunlich anmutigen und gepflegten Körper. Ihre Brüste waren rund und prall, genauso wie ihre Hüften und das Gesäß. Das Einzige, was nicht mehr frisch aussah, waren ihre Schamlippen. Aber was sollte man schon von einer schwanzlutschenden Vettel erwarten?

Stormunds Rumoren änderte sich. Außerdem hörte Ninlil von draußen überdrehtes Gelächter. Nachdem er zuerst geschmerzt hatte, war es jetzt reiner Genuss. Sein Körper war voll mit Dämonenspeichel und er wurde auf schlimmste Art vergewaltigt … und er verlangte es! Er tönte und schrie immer wieder laut, war auf den Rücken gedreht worden und stützte die Füße an zwei Zähnen aus Stormunds Oberkiefer ab. Zwischen seinen Beinen lag Arta, der ihm alle möglichen Sprüche an den Kopf warf und tief in ihn eindrang. Die übergroße Zunge in Ninlils Rücken massierte ihn angenehm. Stormund grollte laut, dann ein unerwarteter Ruck. Er fragte sich, wann er und Arta denn endlich getilgt wurden.

„Der Große hat offenbar was zum Nageln bekommen“, lachte Artax angestrengt, blieb in der Bewegung stehen und taxierte Ninlil unangenehme Weise, bis er fragte: „Weißt du, was ironisch wäre?“ Die Schnauze des Drakoniers war nur drei oder vier Zentimeter von seiner Nase entfernt, der naiv den Kopf schüttelte. Arta grinste breit und fasste ihn bei den Schultern und sagte: „Im Maul eines Ungeheuers von einem anderen Ungeheuer gefressen zu werden!“

Das nächste, was Ninlil sah, war Artas auf ihn zukommender Rachen, bis sein Sichtfeld rechts und links vollkommen von diesem umschlossen war. Sein Kinn und Hals lagen auf Artas Zunge, er starrte in einen sanft rötlich leuchtenden Schlund hinein. Einige Sekunden wurde er fortwährend hineingedrückt, bis die Bewegung stagnierte. Er hätte weiter hineingepasst, da war Ninlil sich sicher. Der Geruch hier drin war feurig und er wünschte er sich, bis in Artas' Magen zu gelangen. Der Drakonier rumorte und begattete ihn weiter, wobei er dabei lauter wurde.

Nach weniger als einer Minute verkrampfte Ninlil und merkte, wie ihm wärmer wurde und er durch Schmerzen im Unterleib keine Luft mehr bekam. Doch sofort wandelte er sich in ein wohltuendes Gefühl, das in ihm wuchs und unaufhaltsam ausbreitete, bis er platzte. Er tönte durchdringend in den Drakonierrachen hinein, aus dem ihm seine eigene Stimme widerhallte, während draußen nur ein dumpfer Ton zu hören war. Danach erschlaffte sein Leib und entspannte sich. Er war nochmal ein Stück nach vorne gerutscht und sag schnurgerade in Artas Speiseröhre hinein, der ihn bis zu den Schultern verschlungen hatte. Ninlil sinnierte darüber, ob Arta sich dazu entschloss, ihm den Kopf abzubeißen und ihn einzelnen Teilen zu fressen. Er hoffte es. Wenn nicht, hoffte er auf Stormunds Hunger. Von draußen nahm er dumpfes Geschrei wahr, bevor ein weiterer Ruck durch den Dämonenhund durchfuhr. Als Nächstes sah er Arta Zähne, seine Schnauze und dessen Augen. Der leckte sich über Ober- und Unterkiefer. „Unser Meister hat nicht gelogen“, grinste er schief und verrucht. „Du bist kein normaler Mensch! Du bist ein Sexdämon!“ Ninlil sagte nichts, dazu war er zu erschöpft, sondern atmete tief und schwer durch. Im Maul des Drakoniers hatte er wenig Luft bekommen und war deshalb außer Atem. „Deinen Wunsch habe mitbekommen“, fuhr er fort. „Ich darf dich nicht fressen. Das würde dem Meister nicht gefallen. Aber du kannst jederzeit kommen, wenn du einen Blick in mich hineinwerfen willst.“ Er lachte. „Von Stormund würde ich mich nicht verschlingen lassen. Der Vielfraß lässt dich nicht mehr raus.“

Wieder wurden sie durchgerüttelt und die große Zunge unter ihnen bewegte sich aufgeregt. „Woher weißt du, was ich gedacht habe?“, fragte Ninlil verblüfft. Dass Schwarzzunge seine Gedanken las, gut und schön, aber sein Diener?

„Ich lese keine Gedanken“, sagte Artax sofort. „Aber ich rieche und schmeck sie.“ Noch ein ein heftiger Ruck, jemand kreischte laut. „Komm, lass uns verschwinden, bevor er uns herunterschluckt.“ Er klopfte gegen den feuchten Gaumen und rief: „Stormund! Lass und raus!“ Das Monster öffnete seine Klappe und ließ den Drakonier aussteigen, der Ninlil dann helfend die Klaue hinhielt, der sie dankbar ergriff. „Hm, die anderen sind nicht fertig“, stellte Arta fest.

Trako lag mit der jüngeren Hure am Boden und Stormund war, wie Ninlil sah, ebenfalls mit einem Weib beschäftigt, dass sich unter dem schweren Dämonenhund wand. „Wer ist denn das?“, fragte er entsetzt, als er erkannte, dass sie von Stormund genommen wurde.

„Das ist die behinderte Mar‘got. Lässt sich von niemandem was sagen. Dämliche Kuh“, antwortete Arta geringschätzig. „Wie ich sehe, hat sich der Meister auch jemanden gekrallt.“

Ninlil sah zu Schwarzzunge und beobachtete einige Sekunden angeekelt, wie der Dämon eine Frau fraß. Nicht in einem Stück wie bei ihm. Er nahm sie auseinander und hatte währenddessen mit ihr Sex. Ein Arm und eine Brust fehlten, sodass er die Rippen darunter erkannte. Blut spritzte, aber sie Frau schrie nicht und sah entspannt aus. Er sah weg. Ihm war mulmig zumute, wenn er daran dachte, dass ihm das Gleiche hätte widerfahren können.

„Du magst keine Blutspektakel?“, fragte Arta aufrichtig besorgt.

„Nein“, antwortete er kurz angebunden. Er wollte hier raus, das musste er sich nicht bis zum Ende ansehen. Dabei war es bis vorhin angenehm gewesen! Wobei, nicht alles. Er klebte am ganzen Körper vor Sabber und Geifer.

„Ja, du hast recht. Wir sind voll davon“, stimmte der Drakonier zu. Er hatte Ninlils Gedanken wieder gelesen. „Nein, nicht gelesen. Gerochen“, verbesserte der, ging zu einer kleineren Tür, die in einen Nebenraum führte und hielt sie auf. „Ich glaube, den Meister wird es nicht stören, wenn wir ein gemeinsames Bad nehmen. Was meinst du?“

Aus irgendeinem Grund war es Ninlil, der jetzt grinste, sogar auflachte und zum Spaß sagte: „Aber nur, wenn du mich nochmal in dich reinsehen lässt.“

Arta, zuerst verblüfft, antwortete: „Oho! Der Kleine hat Blut geleckt. Aber sicher doch. Ich wollte es schon immer mal in der Wanne machen.“ Ninlil blieb abrupt vor der Tür stehen und tat so, als überlegte er. „Abgemacht“, sagte er und schritt hindurch.

 

Im Waschsalon – die Wanne war entleert worden – half Ninlil dem Drakonier, warmes Wasser nachzufüllen. Mehrere Male liefen sie zwischen einer Art Brunnen und der Kupferwanne hin und her. Arta klärte ihn auf, dass die Burg über einer heißen Quelle gebaut worden ist, das Wasser des Brunnens war stets warm.

Großzügig half er ihm. Als Ninlil den Fuß hineintat, durchfuhr ihn ein wohliges Gefühl, entspannender als beim ersten Mal. Sobald er sich in die Wanne gesetzt hatte – sie hatten viel eingefüllt, sodass er bis zu seinem Hal Kopf bedeckt war, obwohl er aufrecht saß – kam Arta hinterher und ein Großteil des Wassers lief über. Der streckte die Beine, umschloss Ninlil damit und schlug vor, dass der sich zwischen sie setzt. „Dann hätten wir mehr Platz“, argumentierte er. „Und ich wasche dich nochmal.“ Er grinste schelmisch. Ninlil überlegte gar nicht und platzierte sich gleich bei ihm, drehte sich und war genau in der Kuhle zwischen Artas Beinen, sodass er mit seinem Gesäß dessen Unterleib berührte. 

Der kreuzte die Arme vor Ninlils Brust und drückte ihn an sich, schöpfte dann mit den hohl geformten Klauen Wasser und übergoss ihn. Danach rieb er die Innenflächen auf seiner Haut, wusch und massierte ihn. „Wie bist du zu Schwarzzunge gekommen?“, fragte Ninlil und überraschte Arta mit der Frage nicht unwesentlich, denn er hielt in der Bewegung inne. „Hat er dich geholt?“ Er hatte sich das die ganze Zeit gefragt, nur war er zu abgelenkt gewesen. Zuerst sagte der Drache ihm nichts und Ninlil glaubte schon, er erhielt keine Antwort, als Arta dann doch antwortete: „So nennst du den Meister? Das passt.“ Dann schwieg er wieder. War ihm verboten worden, über Schwarzzunge zu sprechen? Womöglich sah der Dämon es nicht gern, wenn seine Diener sich untereinander kannten?

„Sei nicht albern“, meinte Arta. „Ich überlege nur. Es ist sechzig Jahre her und ich war klein.“

„Sechzig?“, rief Ninlil verblüfft und drehte sich mit großen Augen zu ihm um.

„Überrascht? Mein Volk wird bis zu dreihundert Jahre alt. Ich bin siebenundsiebzig und in meinen besten Jahren. Trako zum Beispiel ist mit einhundertdreiunddreißg ein wenig älter.“

„Sechzig Jahre … Du bist mit siebzehn hierhergekommen.“ Er fragte sich, wie viele Sklaven Arta hatte kommen und gehen sehen.

Arta kicherte grollend. „Gehen gesehen habe ich niemanden. Höchstens in des Meisters Bauch und das niemals freiwillig.“

„Und uneigentlich?“, fragte er neckend, wofür er unerwartet harsch an den Haaren gezogen wurde. Sein gegenüber leckte sich die Reißzähne.

„Wir sind ja frech“, raunte er und ließ ihn wieder los. „Es gibt kein uneigentlich. Alle Sklaven, die herkamen, hat er gefressen, wenn sie langweilig wurden“, erklärte er. „Aber zu deiner ersten Frage: Ich bin nicht gekommen, sondern geholt worden. So wie jeder hier, bis auf Stormund.“ Sanft strich er Ninlil über die Brust, den Bauch, die Oberschenkel. Alles an ihm empfand Arta als wundervoll zart. „Kennst du das Nordgebirge? Von da komme ich.“

„Das Nordgebirge“, wiederholte Ninlil nachdenklich. „Ja, ich kenne es. Obwohl ich nie dort war.“

„Das waren die Wenigsten.“

„Aber wenn ich mich nicht täusche“, fuhr er fort, „ist das nicht um die Ecke, oder?“

Arta nickte. „Es ist von hier etwa vierzig Tagesreisen weit weg, sofern du Schwingen hast, die dich in der Luft tragen.“

„Soweit ist er gereist, um dich zu holen?“ Für diese Frage erntete Ninlil verwunderte Blicke. Artas Augen waren faszinierend. Sie glänzten goldgelb und hatten eine kreuzförmige Iris, die ihn unnahbar aussehen ließen.

Der Drakonier wiederum war fasziniert von Ninlils Augen, die in himmelblau schimmerten, dabei aber nicht stechend, sondern schüchtern und unschuldig aussahen. Er sog tief Luft durch die Nase ein. „Du spielst das nicht. Du bist so“, stellte er fest, sagte das aber mehr zu sich selbst als zu ihm. Er taxierte ihn lange und suchte nach etwas, das Ninlil verriet, doch da war nichts.

„Was meinst du?“, fragte der.

„Deine Naivität“, sagte Arta, griff mit einer Klaue dessen Kinn und hob ihm das Gesicht an. „Denkst du, dass der Meister, ein Dämon, so weit reist, nur um mich zu holen?“

„Ich weiß nicht“, schüttelte Ninlil verunsichert den Kopf. „Warum nicht? Er wirkt auf mich nicht so grausam, wie ich ihn erwartet hatte.“

„Er ist ein Dämon!“, wiederholte Arta nachdrücklich. „Ihn interessiert nur eins: Macht! Hast du schon das Weiberpack von eben vergessen?“

Ninlil wusste nichts zu sagen.

Arta ließ Ninlils Kinn wieder los, lehnte sich zurück und kicherte in sich hinein. „Kein Wunder, dass mein Herr dich gerne hat. Du bist zwar nicht dumm, aber über die Maßen leichtgläubig.“ Leise flüsterte er Ninlil ins Ohr: „Hör' mir zu. Der Meister wird dich quälen, wenn es ihm gefällt. Deine Gefühle sind ihm egal. Die benutzt er, um dich zu kontrollieren.“ Er fing an zu lächeln. „Aber … wenn du jemanden mal brauchst, der dir Zuneigung gibt, komm' zu mir. Ich mag dich.“

Falls das eine Aufmunterung war, verfehlte sie ihre Wirkung. Ninlil fühlte sich unwohler denn je. Am liebsten hätte er sich verkrochen.

Arta atmete laut ein und aus. „Tut mir leid. Das war hart. So schlimm, wie es sich anhörte, ist der Meister nicht. Aber er ist ein Dämon, das muss dir klar sein. Sein Verhältnis zu Gefühlen ist ein anderes als das von uns Sterblichen, verstehst du?“

Ninlil nickte niedergeschlagen. War er wirklich so arglos? Hatte er sich jedweder Freiheit berauben lassen? Sein ganzes Leben galt der Suche dieses Ortes, in dem Schwarzzunge sein Domizil hatte. Er würde nie von hier weglaufen, das wusste er genau, obwohl er noch nicht lange hier war.

Arta räusperte sich. „Lassen wir das“, meinte er. „Das bringt nichts. Du bist hier und wir – das heißt, ich – sorge dafür, dass es dir bestens ergeht.“ Um ihn abzulenken, erzählte er alles Mögliche über die verschiedenen Bewohner des Hauses. Leider klappte das nicht recht. Zwar hörte Ninlil gerne zu und lachte mehrmals verschmitzt auf, wenn sich die Erzählung um Mar‘got drehte, aber Arta lockte ihn nicht von seiner Angst weg, die er deutlich roch. Er beschloss, in die Offensive zu gehen. „Also! Ich sage dir, was mit dir passieren wird“, setzte er an, worauf Ninlils Miene sofort ernster wurde.

„Ich glaube, das werde ich übernehmen“, sprach eine belustigt klingende Stimme aus dem Hintergrund.

„Meister!“, rief Arta erschrocken und unterwürfig auf. Er machte Anstalten, aufzustehen.

„Bleib gefälligst sitzen! Du kümmerst dich um meinen neuen Sklaven!“, befahl Schwarzzunge dunkel und trat zu ihnen. Er kniete sich hin und legte eine Klaue ins Wasser, bevor er seinen misstrauischen Menschen ansah. „Wie ich sehe, hat er dich über mich unterrichtet. Dann spare ich mir lange Erklärungen.“ Er schnipste.

Arta packte Ninlils Kopf und zog ihn nach hinten, sodass er den Hals überdehnte und seine Kehle frei lag.

„Gefühle sind mir suspekt, Kleiner“, sagte Schwarzzunge. Ninlil wehrte sich so niedlich verzweifelt und ohne Erfolg. Er hätte Stunden lang zusehen können. „Für euch Sterbliche sind sie wichtig, für mich sind sie ein Werkzeug, um andere zu manipulieren. Wobei ich das bei dir nicht nötig hatte.“ Er lehnte sich weit vor und roch an seinem Hals. „Du riechst köstlich“, raunte er. Ninlil bemerkte ein paar Blutstropfen von Schwarzzunges Kinn ins Wasser tropfen. „Die faltige Schlampe braucht dir nicht leidzutun, glaub mir. Die war überfällig.“

„Was willst du von mir?“, fragte Ninlil und zappelte mit Armen und Beinen, ohne dass es etwas nützte.

„Dich beißen“, antwortete Schwarzzunge. „Du bist ein Nachfahre der Lichtenmenschen. In dir glüht deren Schein. Selbst wir Dämonen haben nie solche Macht besessen.“ Er bleckte die Zähne. „Wenn ich dein Blut trinke, erhalte ich diese gewaltige Kraft.“

Er kam ihm näher, bis seine Schnauze Ninlils Haut berührte und tief die Luft einsog. „Schließ die Augen und versuch dich zu entspannen“, riet er ihm. Ninlils Herz pochte aufgeregt und bange. Wäre er nicht so verkrampft, er hätte sich entleert. „Werde ich weiterleben?“, fragte er hell und kaum zu einem Ton in der Lage.

„Was denkst du von mir? Ich werde etwas so Kostbares wie dich nicht töten!“, lächelte Schwarzzunge verführerisch. „Jetzt sei still. Das wird ein wenig stechen.“

Ninlil sah Schwarzzunges unsagbares Maul öffnen und seinen ganzen Hals zwischen den Kiefern einschließen, vom Kinnansatz bis zur Schulter. Die schwarze Zunge wickelte sich wie ein Seil um ihn, falls er sich wehrte, doch blieb er starr. Dann biss Schwarzzunge zu und er zuckte zusammen, versuchte doch, sich zu befreien, ließ es aber, als Arta beruhigend auf ihn einredete. Er stierte ihn an. Tränen stiegen ihm in die Augen und liefen seine Wangen hinunter. Arta reckte den Kopf und leckte sie ab. Tränen aus Angst und Schmerz kostete er gern.

Nachdem Schwarzzunge die Zähne aus dem zierlichen Hals zog, sog er das daraus hervortretende Blut. Er erinnerte sich an die Gruselgeschichten von blutsaugenden Vampiren. Die Menschen aus Él, die seine Geschwister und ihn verehrt hatten, haben Opferungen beigewohnt, in denen sie ihren Auserwählten das Blut aussaugten. Sie waren die ersten Menschen, die den Vorgang beobachtet hatten. Nicht lange danach wurde das Ritual zur Sage umgedeutet, und die wiederum zum Selbstläufer. In dieser Zeit – fast zehntausend Jahre – hatten sich die Vorstellungen verändert. Erbrämlich. Allem, was sie nicht verstanden, drückten die Menschen ihren Stempel auf. Er fragte sich, ob Ninlil an die Geschichten dachte. Sein kleines Menschenherz schlug kräftig, hämmernd und pumpte stetig das vorzüglich schmeckende Blut durch die Wunden hervor. Er hatte seine Zähne bis zur Halsschlagader durchgestoßen, sodass es sprudelte. Es war wie eine Droge! Vorsicht war geboten. Er durfte nicht zu lange saugen, wenn er sein Spielzeug nicht töten wollte. Höchstens eine Minute, eher weniger. Er spürte die wahnsinnige Kraft seinen Körper durchfluten. Phänomenal! Wie geschaffen, um zu zerstören. Ein leises Wimmern unterbrach die Stille. Ninlils Augenlider wurden schwer, der Blutverlust zeigte Wirkung.

„Meister?“ Arta sah ihn fragend an. Schwarzzunge riss sich zusammen und zog sich mit einem Ruck zurück. Er könnte Berge mit einer bloßen Handbewegung versetzen! Das war die legendäre Kraft der Lichtenmenschen! Er wusste, dass sie furchterregend war, aber dass sie diese Macht besessen hatten? Kein Wunder, dass sie sich selbst vernichteten. Er war voller Vorfreude auf die kommenden Jahre, in denen seine Geschwister ihm gehorchten, wollten sie nicht von ihm ausgelöscht werden.

Gezielt leckte er sorgfältig über jede einzelne Wunde an Ninlils Hals. Sein Speichel verschloss sie sofort und die Blutungen waren gestillt. Ein bisschen war daneben gegangen, das Wasser hatte eine leicht rötliche Farbe angenommen.

„Lass ihn los“, befahl er Arta, der brav gehorchte und Ninlil aus dem gnadenlosen Griff befreite. Sobald sein Sklave mit dem Gesicht nach vorne zu kippen drohte, legte Schwarzzunge eine Klaue unter dessen Kinn und hob es an, damit kein Wasser in die Atemwege eindrang. „Du darfst jetzt ausruhen, mein Goldsklave“, sagte er tief und verständig. „Schlaf, solange du willst.“ Ninlil hörte ihn kaum. Er wandte sich an den Drakonier. „Du magst ihn, habe ich Recht? Nicht nur wegen der Fickerei. Dann bist du ab sofort sein Leibwächter! Kümmere dich um ihn in den nächsten Wochen. Ich werde meine neuen Kräfte ausprobieren. Das wird eine Weile dauern. Hast du verstanden?“

Arta nickte schnell. „Ja, Meister“, bestätigte er kurz angebunden.

„Dann trockne ihn ab und bring ihn auf mein Zimmer.“ Er erhob und entfernte sich. Als er in der Tür stand, um den Raum zu verlassen, drehte er sich um und sagte tonlos: „Ach, ja. Du bleibst bei ihm, kapiert? Ich will, dass du ihn liebst und er dich liebt, damit ich ihn für den Rest seines Lebens habe.“

„Jawohl, Meister“, nickte Arta erneut. Dann ging der Dämon.

 

Er lag weich und es war wohlig um ihn. Als er sich langsam erwachend bewegte, bemerkte er, dass ihn etwas festhielt. Er öffnete die Augen und sah in den Himmel, der wolkenverhangen über ihn hinweg glitt. Zur Seite schauend sah er zum einen die Matratze und die weiche Decke, mit der er zugedeckt war, und zum anderen Arta, der ihn mit seinem Arm fest umschlungen hielt und regelmäßig laut ein- und ausatmete. Er war enttäuscht, er hatte Schwarzzunge erwartet.

Einen schlafenden Drakonier zu sehen, war ungewöhnlich. Ninlil wusste, dass sie nur alle paar Wochen versteckt und zurückgezogen schliefen. Das laute Atmen stoppte, Arta öffnete die Augen und betrachtete ihn. Sie waren anziehend und schlugen ihn in einen Bann.

„Du bist wach“, stellte Arta mit rauer Stimme fest. „Wie geht es dir?“

Zuerst vermutete Ninlil dahinter eine reine Höflichkeitsfrage, doch schien Arta sie ernst zu meinen. „Mein Hals schmerzt“, antwortete er und wunderte sich, wie krächzend seine Stimme war.

Arta lachte leise. „Kein Wunder. Du hast einiges ausgehalten.“ Er fuhr mit einer Kralle über Ninlils Wange. „Du hast weiche Haut. Du bist zum Zubeißen wie geschaffen.“

Ninlil wusste nicht recht, wie er das auffassen sollte.

„Als Kompliment“, sagte Arta auf die Überlegung. Er hatte schon wieder seine Gedanken gerochen.

„Wo ist Schwarzzunge?“, fragte er und bemerkte eine gewisse Ernüchterung in Artas Miene.

„Der Meister ist verreist“, antwortete der. „Er hat mir befohlen, mich um dich zu kümmern, während er weg ist.“

Zu kümmern? Hieß das etwa …? „Du sollst mit mir das Bett teilen?“, ergänzte er skeptisch.

„Ich soll dich lieben“, entgegnete Arta pikiert. Menschen hatten kein Feingefühl.

„Aber ich will doch nur -“ 

„Mag sein, aber wie ich dir sagte, liebt er auf andere Weise. Du wirst bei ihm nie erhalten, was du erwartest“, wiederholte Arta und erhob sich abrupt und sah Ninlil geringschätzig an, der sich unwohl und nackt fühlte. Als er merkte, dass er das war, verkroch er sich schleunigst unter der Decke.

„Ich hingegen mag dich gerne. Du bist mir hnlich. Ich biete dir mehr, als der Meister“, argumentierte der Drakonier. Ninlil fragte sich, was dieses Liebesgehabe zu bedeuten hatte?

„Du willst nicht, dass ich fliehe! Deswegen die Spielerei!“

Arta grollte genervt. „Typisch Mensch. Kannst du nicht weiter denken?“

„Worauf willst du hinaus?“

Arta schüttelte den Kopf. „Unwichtig. Ich biete dir die Möglichkeit, jemanden in deiner Nähe zu haben, wenn du es zulässt.“

Ninlil war verwirrt und überwältigt zugleich. Was sollte er davon halten? Er war zu dem Ort und dem Wesen gelangt, das er sein Leben lang gesucht hatte, und jetzt sollte er das alles vergessen?

„Hm“, machte Arta. „Ich habe dich falsch eingeschätzt. Dumm von mir“, meinte er und wandte sich zur Tür. Kurz bevor er das Zimmer verließ, blieb er stehen und raunte: „Denk über mein Angebot nach. Ich mag dich, ehrlich. Der Meister sieht dich als Werkzeug.“ Dann verschwand er im Korridor.

Ninlil zog den Kopf unter die große, weiche Decke, als ob sie ihn vor der Welt da draußen abschnitt und beschützte. Er war keine zwei Tage hier, hatte den gefunden, den er gesucht hatte, doch genau der hatte nichts für ihn übrig und betrachtete ihn als Ding? Er seufzte frustriert.

Über eine Stunde blieb er liegen, grübelte und war nicht bereit zu akzeptieren, was Arta gesagt hatte. Versuchte er, Schwarzzunge auszustechen, um ihn zu besitzen? Er wünschte sich, der Dämon wäre hier und würde alles aufklären.

Irgendwann entschloss sich Ninlil, aufzustehen. Das hier brachte rein gar nichts! Er war hier und ging nicht wieder fort. Er musste sich mit der Situation arrangieren. Also schwang er die Bettdecke zur Seite und war zuerst geblendet. Die Sonne stand hoch am Himmel und schien senkrecht ins Zimmer hinein. Halbblind und mit leicht tränenden Augen stand er auf und torkelte in die Richtung, in der er die Truhe mit den Gewändern vermutete. Dabei stolperte er über einen Läufer und flog unsanft auf die Nase. Er fluchte über seine eigene Dummheit. Er hätte ja warten können, bis seine Augen sich an das Licht gewöhnten. Sein Übereifer hatte das Denkvermögen mal wieder abgeschaltet. Wenigstens hatte es keiner gesehen.

„Bist du dir da sicher?“, fragte eine grauenvoll dunkel dröhnende Stimme. Ninlil zuckte zusammen und seine Nackenhaare stellten sich auf. Er fuhr herum, um zu sehen, woher sie kam. Er blinzelte angestrengt und erkannte langsam ein Schemen an der Wand. Moment! An der Wand?

„Wer ist da?“, fragte er mit gewollt sicherer Stimme, obwohl ihm mulmig um die Magengegend herum war.

„Wenn du ein wenig wartest, wirst du mich gleich sehen“, riet die Stimme geheimnisvoll.

Er wartete und erkannte die Konturen immer klarer, sodass ihm bald dämmerte, wer das war. Stormund, der Dämonenhund.

„Ich würde mich selbst nicht als Hund bezeichnen“, meinte das Biest lapidar.

Ninlil fiel aus allen Wolken. „Du … kannst sprechen?“, sagte er ungläubig, worauf ein betretenes Schweigen herrschte. Hatte er ihn beleidigt? Verdammt! Er und sein vorlautes Mundwerk!

„Sicher kann ich sprechen, ich bin schließlich ein Dämon“, antwortete Stormund und klang eher amüsiert denn verärgert. Sein massiger Körper bedeckte fast die ganze linke Wand des ohnehin schon hohen Zimmers.

Gemächlich kraxelte der Dämonenhund herab und schlenderte zu ihm. Ninlil fuhr zurück, um so viel Abstand wie möglich zwischen sich und ihm zu bringen.

„Keine Angst, junges Menschlein, ich werde dich nicht vertilgen“, lachte Stormund und machte es sich auf dem Boden bequem. „Ich wollte mich nur ordentlich vorstellen. Ich bin Stormund. Hallo.“

Perplex und ohne es selbst zu bemerken, erwiderte Ninlil misstrauisch: „Hallo.“

„Ah! Er spricht mit mir. Das ist ein Anfang“, rumorte Stormund. „Du solltest dich bedecken, obwohl ich zugebe, dass du mir entblößt gefällst. Das zarte Rosa deiner Haut imponiert mir. Deinen Geschmack habe ich immer noch auf der Zunge.“

„Ähm“, brachte Ninlil nur heraus, hastete zur Kleidertruhe, in der er einige Gewänder vorfand, die ihm alle perfekt passten, nebst und zog sie schnell über. Da fiel ihm plötzlich etwas ein.

„Wie, äh, siehst du mich überhaupt? Ich dachte, du bist blind?“, fragte er.

„Wer behauptet denn so etwas? Ich sehe besser, als jeder hier, auch ohne Augen. Aber dir zu erklären, wie das funktioniert, dauert zu lange.“ Stormund unterbrach sich, bevor er fortfuhr: „Lass es mich so ausdrücken: Ich sehe dich mit anderen Sinnen.“

Fertig angezogen, näherte Ninlil sich vorsichtig dem Dämonenhund, der ihm mit dem Kopf in seiner Bewegung folgte, und setzte sich ein paar Meter entfernt vor ihm auf den Fußboden – ein Sicherheitsabstand, obwohl der überhaupt nichts brachte. „Und was willst du?“

Stormund grunzte. „Du kommst schnell auf den Punkt. Gefällt mir. Wir zwei werden miteinander auskommen“, erwiderte er gelassen. „Auf den Kopf gefallen scheinst du nicht zu sein.“

Er sagte nichts darauf. Zum einen war er auf der Hut und zum anderen schlugen ihn Stormunds Reißzähne und die Vorstellung, dass er zwischen ihnen gelegen hatte, in einen Bann der Faszination.

„Ich habe eine Bitte“, sagte der Dämon erneut und erhielt Ninlils volle Aufmerksamkeit.

„Eine Bitte? Du bist ein Dämon und bittest mich, einen Menschen, um etwas? Das stinkt doch zum Himmel!“, zweifelte Ninlil und dachte im selben Moment daran, wie vorlaut er war.

Stormund lachte verhalten. „Keck“, urteilte er. „Du hast recht. Seit wann bittet ein Dämon? Du bist der Liebling meines Bruders, deshalb kann ich dir nicht meinen Willen aufzwingen oder dir etwas antun.“

Ninlil verstand nicht, was er meinte. „Der Liebling deines Bruders?“ Er überlegte, ob das Monstrum beim gestrigen Essen – oder Schauspiel, wie es Schwarzzunge genannt hatte – ein anderes gewesen war, als er hier. Aber … nein. Stormund war Stormund. Zwei verschiedene Dämonen beim selben Namen zu nennen erschien unlogisch. Außerdem hatte er eben ja gesagt, dass er ihn immer noch schmeckte. Aber wer …? Halt! Das konnte doch nicht sein!

„Schwarzzunge ist dein Bruder?!“, rief er entsetzt, sodass Stormund kurz grollte.

„Wusstest du das nicht? Der Lump hat es dir verschwiegen. Du nennst ihn Schwarzzunge? Mir soll es recht sein. Ja, er ist mein älterer Bruder“, bestätigte er. „Und du bist sein Spielzeug. Wenn ich dir wehtue, wird er mir auch etwas antun. Du weißt ja nicht, wie ein Dämonenbruder ist, wenn er sauer ist.“

Ninlil schüttelte den Kopf. „Brüder …“

„Wir schweifen ab. Also, ich habe eine Bitte. Wirst du sie dir anhören oder sagst du sofort Nein?“

Zwar war Ninlil flau in der Bauchgegend, aber er war neugierig zu wissen, was er für einen Dämon tun könne. Er nickte leicht und ohne ein Wort zu sagen.

„Ich bitte dich -“, setzte Stormund an, unterbrach sich und schien einen Moment nachzudenken, bevor erneut ansetzte: „Ich bitte dich, wieder in mein Maul zu steigen.“

„Das ist deine Bitte? Soll das ein Scherz sein? Etwa damit Arta mich wieder von hinten nimmt?“

„Lass mich bitte ausreden, mein Junge“, mahnte Stormund nachsichtig, Ninlil wurde rot vor Scham. „Die Orgie gestern war abwechslungsreich, das stimmt, aber ich erbitte etwas anderes von dir.“

„Und was?“ Er war wenig begeistert von der Vorstellung, wieder in ihn hineinzumüssen. Stormund hob den Kopf etwas an und ließ einen Blick auf seinen mit Schuppen übersäten Hals zu. Knapp unter dem Übergang zur Brust entdeckte Ninlil eine sich deutlich abzeichnende Wölbung. „Was ist das?“, fragte er leise.

„Du hast es entdeckt?“ Der Dämon röchelte. „Das ist ein Knochen, der seit neunundzwanzig Jahren da festhängt. Ich habe nicht aufgepasst und war zu gierig. Da ist es passiert.“ Er senkte den Kopf und sprach wieder normal. „Ich bitte dich, ihn da rauszuholen, weil er mich schon lange quält und beim Schlucken stört.“

Zuerst wusste Ninlil nicht, was er sagen sollte. In die Luft springen vor Freude, war zu viel verlangt. „Woher weiß ich, dass du mich nicht frisst?“, fragte er.

„Ein wenig begriffsstutzig bist du doch. Wie gesagt, mache ich das Spielzeug meines Bruders nicht kaputt. Wenn er erfährt, dass ich dich gefressen habe, macht er mir – verzeih mir den Scherz – die Hölle heiß.“

„Aber du bist ein Dämon! Wie kann ich dir vertrauen? Warum schickst du nicht die kleinen Echsenzwerge in deinen Hals?“ Einen Moment herrschte Stille.

„Die kleinen Echsenzwerge nennen wir Torgol. Die lasse ich nicht soweit in meinen Hals, sie sind unrein. Aber du hast recht: Ich bin ein Dämon, der lügt und betrügt und sich nimmt, was er haben und essen will. Wärst du ein gewöhnlicher Mensch, dem ich im Wald oder sonst so begegne, wärst du tot. Aber spricht es nicht für mich – einen Dämon – dass ich dich höflich um Hilfe bitte?“

„Ich weiß nicht …“, zögerte Ninlil. „Was, wenn du deine Meinung änderst?“

„Ich hätte dich längst samt Bett und Bettdecke gefressen, wenn ich Hunger gehabt hätte.“

Zugegeben, Stormunds Argumente waren auf eine perfide Art und Weise überzeugend. Trotzdem blieb ein flaues Gefühl zurück. Er seufzte und entkleidete sich wieder.

„Warum ziehst du dich aus?“, fragte der Dämon verwundert. „Ist alles in Ordnun?“ - „Nein, nichts ist in Ordnung“, entgegnete Ninlil. „Ich habe eine riesige Dämonenechse vor mir, die mich bittet, in ihren Hals zu steigen, und ich Idiot mache es auch noch!“

Stormund schüttelte langsam seinen massigen Kopf. „Du musst nicht. Es steht dir frei, selbst zu entscheiden. Aber meine Frage beantwortet das nicht.“

Ninlil taxierte ihn verärgert. „Na, was mache ich denn augenscheinlich? Wenn ich gleich in dich reingehe, saugt sich der Stoff sofort mit deinem Sabber voll. Das wäre schade.“

„Weitsichtig. Außerdem rutschst du besser“, kommentierte der Dämon. „Für die Riesenechse vorhin würde ich dir im Normalfall den Kopf abbeißen. Das gehört sich nicht.“

Ninlil war dabei, die Hose auszuziehen, und hielt abrupt in der Bewegung inne. Er echauffierte sich wegen seiner Manieren? „Soll ich jetzt helfen oder nicht?“, fragte er patzig.

Ohne Zeit zu verlieren, legte Stormund seinen Kopf auf den Boden und öffnete das Maul weit auf, das Ninlil wie ein schwarzes Loch vorkam. Die große Zunge streckte sich ihm entgegen. Damit er über die Reißzähne hinwegstieg. Sein Atem roch nicht unangenehm, er war nur warm. Dennoch holte er tief Luft und krabbelte hinein. Das weiche Mundfleisch unter ihm zuckte beträchtlich. Er hatte genug Platz, legte sich flach auf das riesige Geschmacksorgan und robbte in das Dunkel vor ihm hinein. Stormund ließ die Kiefer geöffnet, damit er genug Licht zum Sehen hatte.

Jetzt wo er wieder in dem Dämon war, stellte er fest, dass dessen Zunge länger und größer war, als er gedacht hatte. Sie setzte sich weit in den hinteren Rachen fort, bevor sie fließend in den Schlund und eine umfangreiche Speiseröhre überging. An den glitschigen Mandeln hielt er sich locker fest. Außerdem wollte er keinen Schluckreiz riskieren. Bald sah er praktisch gar nichts mehr vor sich und rutschte plötzlich ein paar dutzend Zentimeter nach unten ab. Zuerst glaubte er panisch, Stormund hätte den Kopf angehoben und verschlang ihn jetzt doch! Erst im zweiten Moment merkte er, dass er waagerecht lag, gemächlich atmete und sich kein Stück bewegt hatte.

Ninlil sah zurück. Etwa zwei Meter entfernt erkannte er als Schattenumriss im Gegenlicht die immer geöffneten, mit Zähnen wie Nägel bestückten Kiefer. Das Sonnenlicht von draußen brachte einen feuchten Glanz auf den zuckenden, schmeckenden Mundmuskel, den Fleischfalten und das Zahnfleisch im gesamten Maulraum. Er war knapp hinter die Zunge in die Speiseröhre gerutscht, die nochmal breiter und höher war, als er erwartet hatte. Bestand Stormund etwa aus nichts anderem als einem Maul und dem dazugehörigen Verdauungstrakt? Es war ein seltsam befremdliches Gefühl hier zu sein. Sobald das Biest die Kiefer schloss, sah er das Tageslicht nie wieder. Der Dämon rumorte und alles bebte und wackelte. „Ist ja gut!“, beruhigte Ninlil. „Ich gehe ja weiter.“ Das tat er wortwörtlich. Gebeugt stehend schritt er fort, wenn auch nur einen kurzen Meter, bevor die Speiseröhre so verengte, dass er erneut krabbelte.

Nach einem weiteren Meter nahm er, trotz des fahlen Lichts, eine kleine Abweichung war. Es war undeutlich, zog sich von rechts unten nach links oben und teilte die Röhre fast perfekt in zwei Seiten. Schwerfällig kroch er weiter. Die Luft war stickig und stank bestialisch, er war vollkommen verschleimt und seine Haare völlig verklebt. Er erreichte den Knochen. In dem Moment wurde ihm bewusst, wie weit er in Stormunds Bauch gewandelt war. Freiwillig!

Als er den fast eineinhalb Meter langen Knochen abtastete, bemerkte er dessen glatte Struktur, die mit den Jahren durch Abreibung von anderen geschluckten Mahlzeiten gekommen war. Auf der Rückseite hingegen war er rau. „Wen hast du da verputzt? Einen Elefanten?“, fragte er, es schallte seltsam dumpf. Er wusste, dass er keine Antwort erhielt. „Kein Wunder, dass der stecken geblieben ist.“ Wieder rumorte Stormund und ein ekelerregender Dampfschwall kam ihm entgegen. Ninlil würgte. Das hieß in etwa: Schwatz nicht, sondern mach' endlich!

Sorgfältig fühlte er die Stellen ab, in denen sich der Knochen eingearbeitet hatte. Die Enden waren vollkommen von einer eitrigen Membran umschlossen, die sich glibberig anfasste. Es würde nicht leicht werden, das Ding rauszukriegen. Ninlil brachte sich in Position. Er setzte sich in die Hocke, da der Knochen diesen Teil der Röhre gedehnt hatte.

Sein erster Versuch scheiterte kläglich. Er wollte sein Hindernis in Richtung Magen zu drücken, rutschte ab und wäre fast selbst hineingeschlittert. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass darin eine Pfütze Säure war, die ihn sofort zersetzte. Der zweite Versuch stellte eine wilde Rüttelpartie dar, bei der er den abgearbeiteten Knochen in alle nur möglichen Richtungen hin und her zog und zerrte und presste, was nur dazu führte, dass Stormund verärgert grollte, weil er Schmerzen auszuhalten hatte. Weil nichts funktionierte, entschloss er sich, die Enden vorzunehmen und die Membran zu beseitigen. Das war schwerer als gedacht. Wenn er versuchte, die Substanz zu greifen, und mit bloßer Hand wegzureißen, gab sie soweit nach, dass sie ihm aus der Hand glitt. Selbst nach mehreren Versuchen gelang es ihm nicht. Er benötigte etwas Scharfes, um die Problemstellen wegzuschneiden.

Kurz entschlossen machte er sich auf den Rückweg. Als er jedoch auf Stormunds Zunge kletterte, verschloss der das Maul. „Halt! Du hast versprochen, mich nicht zu fressen!“ Ninlil wurde durchgeschüttelt, als sich Stormunds Kiefer wild bewegten und er sagte: „Du bist nicht fertig. Ich lasse dich erst raus, wenn der Knochen weg ist.“

Seine Stimme dröhnte in Ninlils Ohren. „Aber … ich brauche ein Messer oder etwas ähnliches. Er sitzt zu fest. Mit bloßen Händen schaffe ich das niemals!“, erwiderte er. Er fühlte sich betrogen. Wenn das hier glimpflich ausging, würde er dem Hund die Meinung geigen! 

„Nimm einen meiner Zähne“, antwortete Stormund, danach knackte es, er stöhnte dumpf und schmerzlich auf. Über die Zungenmittelfläche rollte ein Zahn zu Ninlil, den er schnell ergriff. Das Biest hatte ihn sich selbst abgebrochen! Einen kurzen Moment wurde ihm übel, als Stormund sagte: „Damit sollte es gehen. Meine Zähne schneiden selbst Platin.“

„Daran zweifle ich nicht“, erwiderte Ninlil und kletterte vorsichtig zurück. Baden. Das war derzeit sein einziger Gedanke. Später nahm er ein heißes Bad, um den Speichel, Geifer und was sonst alles an ihm klebte abzuwaschen. Zurück beim lästigen Knochen tastete er vorsichtig und schnitt dann langsam den Schleim ab. Dabei spürte er fast keinen Widerstand, sodass er schnell vorankam. Allerdings schüttelte sich Stormund hin und wieder, weil er gelegentlich zu tief schnitt und ihm wehtat. Einem Dämon … tat etwas weh.

Nachdem er beide Enden vom Schleim befreit hatte, versuchte er es erneut und zog, rüttelte und drückte mit aller Kraft. Nichts. Erschöpft lehnte er sich schwer atmend an die Speiseröhrenwand und wog den schrecklich scharfen Zahn in seinen Händen. Jetzt hatte er ein Werkzeug und er kam trotzdem nicht weiter. Unachtsam, wie er war, schnitt er sich versehentlich ein paar seiner Finger. Er hatte es nicht mal gespürt. Da fiel ihm wieder ein, was Stormund ihm eben gesagt hatte. Er müsste den Knochen damit durchschneiden können wie Butter!

In der Praxis sah es ein wenig anders aus. Zwar ließ sich das alte Ding nicht leicht durchtrennen, aber dafür verwendete er den Zahn wie eine Säge, um den Knochen zu bearbeiten. Nach weniger als zwei Minuten brach er und gab der drückenden Röhrenwand nach. Ein letzter rutschiger Tritt und er war weg, verschwunden im tiefen Dunkel der Gedärme.

Dann bewegte sich alles um Ninlil herum und er wurde zusammengepresst. Bevor er wusste, wie ihm geschah, wurde er aus der Speiseröhre herausgedrückt, durch den Rachen- und Maulraum, und fiel dann hart auf den Boden, wo er sich den Kopf anschlug und die entstehende Beule stöhnend festhielt. Es tat so weh, dass er die Augen nicht öffente und sich auf den Schmerz konzentrierte. Hätte Stormund nicht ein paar Momente warten können? Er wäre von allein herausgekommen! Aber egal. Er war an der frischen Luft und er war dankbar dafür! Als er die Augen wieder öffnete, leckte eine große Dämonenzunge ihn einmal quer ab. Er hielt die Luft an und glaubte, dass das sein Ende sei.

„Danke“, sprach Stormund. „Endlich kann ich wieder normal fressen.“ Der Dämonenhund beugte mit seinem Kopf über ihm. „Du bist anders, als die anderen Menschen. Du schmeckst besser. Ich gebe zu, ich haderte, ob ich dich nicht doch verschlingen sollte.“

Ninlil stöhnte, anstatt zu antworten, der Dämon gluckste lachend.

„Das war ein Scherz. Doch solltest du einmal den Drang danach haben oder dich vor meinem Bruder verstecken wollen: In mir findest du Platz und ich werde dich immer gehen lassen. Das ist mein Ernst.“, bot er an.

Ninlil taxierte ihn. „Danke, aber ich lehne ab“, sagte er.

„Wenn du dich dennoch umentscheidest, komm zu mir. Ich fresse dich gern. Und lass dir gesagt sein: Ein Versprechen von einem Dämon bekommt niemand so leicht.“ Dann wandte sich Stormund ab und kletterte wie eine Spinne durch das große, sonnengeflutete Loch in der Wand, bis nur sein langer, wedelnder Schwanz kurz zu sehen war, der alsbald verschwand.

 

Wieder alleine lag Ninlil ein paar Minuten wie erschlagen da, bevor er sich ächzend aufraffte. Der Tag hatte nicht mal angefangen und er war schon wieder müde. Aber ins Bett konnte und wollte er nicht. Dank des Dämonenspeichels klebte überall Dreck vom Boden an ihm. Er suchte etwas, um sich abzutrocknen und wenigstens die Unterwäsche anziehen zu können. Ihm war nicht der Sinn danach, nackt durch das Gemäuer auf der Suche nach dem Badezimmer zu watscheln.

Sobald er ein Leibchen und ein Hemd entdeckt und angezogen hatte, trat jemand durch die Tür. Er erschrak gehörig und zuckte zusammen. Warum kündigten sich die Bewohner hier nicht durch ei Klopfen an? Er schaute verdutzt, als er erkannte, wer da war.

„Arta?“, fragte er erleichtert.

Der Eintretende schüttelte gemächlich den Kopf und korrigierte: „Trako.“ Der betrachtete Ninlil von oben bis unten. „Hat das Monstrum seine Wette also wahr gemacht“, sagte der Drakonier feststellend zu sich selbst und verschränkte die Arme, bevor er ihm in die Augen sah. „Komm, du musst baden.“ Er wandte sich ab und schritt durch die Tür davon. Ließ ihn stehen. Eilig hastete Ninlil mehr hüpfend denn laufend hinterher. Roch er so streng? Kein Wunder. Er war ja einige Zeit in Stormund gewesen. Was hatte es denn mit der Wette auf sich? „Ihr habt gewettet? Worum ging es?“, fragte er atemlos, als er Trako einholte. Der antwortete nicht, sondern ging schweigend und großen Schrittes weiter, so als hätte er ihn gar nicht gehört.

Sie stiegen eine Treppe hinab und bogen in den nächsten Korridor. Ninlil versuchte, nicht die Orientierung zu verlieren, was in diesem Gewirr aus Gängen, Treppen und unzähligen Kammern praktisch unmöglich war. Ihm wurde die Größe des Schlosses jetzt erst bewusst. Es musste einst ein Königsdomizil mit hunderten oder sogar tausend Untergebenen, Dienern und Rittern gewesen sein. Den Weg zurück, fand er nur schwerlich wieder. Bald gab er es auf, die Türen und Seitengänge zu zählen, die sie passierten.

Sie gingen über eine ausladende Palisade nach draußen und betraten einen malerischen Innenhof. Allerlei Arten von Blumen und exotischen Gewächsen fanden sich hier. Es war so hinreißend, dass Ninlil einen Moment innehielt und die wilde Schönheit des Ortes betrachtete. Denn obwohl der Garten gepflegt aussah, schien er keinerlei Ordnung unterworfen zu sein. Die Pflanzen wuchsen wo und wie sie wollten. Es wunderte ihn, dass Schwarzzunge Sinn für Ästhetik hatte. Er hatte geglaubt, Dämonen interessierten solche Dinge nicht.

„Wo bleibst du?“, rief Trako zurück, der schon am anderen Ende des Hofes an einem Durchgang zu einem zweiten Hof wartete, der die Schönheit des ersten sogar um ein vielfaches übertraf! Er wirkte fast wie ein paradiesischer Wald, nur dass er die Baumarten nicht kannte. Der Drakonier grunzte verächtlich und schüttelte den Kopf. Da fiel Ninlil ein, dass er – genau wie Arta – seine Gedanken roch. Was er wohl über ihn dachte? Wie erwartet, sagte Trako nichts dazu, während er ihn durch das steinerne Labyrinth führte, sondern hüllte sich weiter in tiefes Schweigen.

Sie verließen den zweiten Hof in Richtung eines großen Hauptgebäudes, von denen es insgesamt vier gab und die symmetrisch um die Höfe errichtet worden waren. An dessen Äußerem erkannte man, dass sich die große Halle darin befand, in der er letzte Nacht gewesen war. Er wollte nicht nochmal dahin, aber das Wasch- und Badezimmer war leider genau nebenan. Eine kuriose Raumverteilung, wenn er es recht bedachte. In keinem Schloss waren Dinierzimmer und Thermen benachbart zueinander. Das bedeutete, dass die Halle, von der er gedacht hatte, sie sei einmal der Thronsaal gewesen, ursprünglich einem anderen Zweck gedient hatte.

Im Gebäude stiegen sie eine Wendeltreppe hinauf, auf der sich Trako eng quetschte, was ungewollt amüsant anmutete. „Sind eben für Menschen gebaut“, kommentierte er zerknautscht. Sie erreichten das dritte Stockwerk, das – bis auf ein paar kleinere Kammern und dem Baderaum – von der Halle dominiert wurde. Schnurstracks führte Trako ihn durch eine der vier Türen, die hineinführten. Zuerst war es stockfinster. Er hatte vergessen, dass es hier kein Fenster gab. Nach und nach entzündete sein Begleiter alle Fackeln mit Drachenatem und diffuse Helligkeit erleuchtete das Zimmer. Anschließend setzte sich der Drakonier auf einen zu kleinen Schemel und streckte die Flügel zur Seite weg.

„Wasser ist in der Wanne, aber es ist kalt“, sagte Trako.

Es kam Ninlil vor, als grinste er leicht. Plante er, ihn zu quälen? „Das macht nichts“, antwortete er, watschelte zu dem eisernen Zylinder, in dem er wenige Stunden zuvor gelegen hatte – er glaubte zumindest, dass es wenige Stunden waren – und hielt seinen rechten Arm hinein. Es war abgekühlt, aber nicht eisig. Dennoch würde es ein wenig unangenehm werden. Er wartete nur darauf, dass Trako endlich verschwand. Der blieb entspannt sitzen und beobachtete ihn interessiert.

„Ist was?“, fragte der fast dreist. Seine Stimme war weiterhin tonlos, wie die ganze Zeit schon.

„Willst du nicht … rausgehen?“, fragte Ninlil verunsichert. Er empfand ihn als unberechenbar und gefährlich. Vielleicht wollte er ihn in Stücke reißen?

„Nein“, antwortete er mit einem Ein-Wort-Satz. Er nannte keinen Grund. Nur dass er nicht ging.

„Warum?“

„Weil ich dich nackt sehen will.“

Ninlil bekam ein mulmiges Gefühl. Wie oft musste er das heute noch durchmachen? Wollte Trako ihn etwa nehmen?

„Irgendwann, sicher“, sagte der. „Heute aber nicht.“

Ninlil zögerte. „Was willst du dann?“

„Dich nackt sehen“, wiederholte er, ohne jedwede Gesichtsregung. „Damit du es verstehst: Ich will dein Fleisch sehen. Menschen waren früher meine … Leibspeise. Heute darf ich sie nicht mehr essen. Der Meister hat es mir verboten.“

Zuerst verstand Ninlil nicht, was Trako meinte und fragte nochmal nach. Zum Glück war der geduldig mit ihm. 

„Früher aß ich Menschenfleisch. Heute geht das nicht mehr“, wiederholte er.

So richtig verstand es Ninlil trotzdem nicht. „Wenn du schon keinen Menschen mehr fressen darfst, willst du wenigstens einen betrachten?“ Trako nickte kaum merklich.

„Aber warum verbietet er es dir?“

Trako zuckte mit den Schultern. „Er ist ein Dämon“, war alles, was er dazu sagte. „Zieh dich endlich aus“, drängte er ungeduldig.

Er entkleidete sich und griff nach einem Schwamm, der neben der Wanne lag. Ohne hineinzusteigen, wusch er sich gründlich ab. Zuletzt tauchte er seinen Kopf ins Wasser, um die verklebten Haare rein zu waschen. Er trocknete sich ab und war dabei, sich wieder anzuziehen, als ihm eine fixe Idee kam. Er schielte zu Trako hinüber, der bewegungslos mit derselben Miene dasaß und ihn betrachtete.

„Was wäre, wenn du einen zumindest schmeckst?“, fragte er zögerlich, nicht überzeugt von seinem eigenen Einfall.

Einen sich hinziehenden Moment schwieg Trako. „Das wäre mein erster geschmacklicher Erguss seit Jahrzehnten. Bloß, wie soll ich es schmecken? Ein Stück aus jemandem herausschneiden? Kaum möglich.“

„Aber du kannst über die Haut lecken“, erwiderte Ninlil.

„Und wem?“, fragte Trako. „Wir haben ein paar andere Menschen neben dir hier, aber die werden mir das kaum erlauben, dass ich das tue. Eher bepissen und bescheißen sie sich selbst, was widerlich ist“, gab er zu bedenken. Er hatte Ninlils Gedanken bisher nicht gerochen.

Der seufzte. „Und wenn du mich stattdessen dafür nimmst?“, fragte er mutig. Warum schlug er das überhaupt vor? Warum half er allen kruden Leuten hier? Niemand an diesem Ort hatte alle Kelche beisammen. Eine Weile herrscht Stille. Er hasste das betretene Schweigen.

„Du bietest dich an? Ehrlich?“, fragte Trako, stand auf und kam zu ihm, um ihn von oben herab anzusehen. „Hast du keine Angst?“

„Und wie“, entgegnete Ninlil. „Aber ich bin in Stormunds Bauch gewesen, ohne dass er mir was getan hat. Er sagte, Schwarzzunge würde ihn quälen, wenn mir etwas passiert.“

„Das ist wahr“, pflichtete Trako bei. „Und wurde befohlen, dich wie ein rohes Ei behandeln.“ Er räusperte sich. „Ich darf dich kosten?“

„Na los, mach schon. Bevor ich es mir anders überlege“, murmelte Ninlil mit einem ansteigenden Kribbeln im Bauch.

Trako verlor keine Zeit, kniete sogleich nieder, sodass sie auf Augenhöhe waren, griff nach Ninlils rechten Arm und atmete zitternd und aufgeregt ein und aus. „Du weißt, wie du dir Freunde machst.“ Dann reckte sich eine lange, ledrige Zunge zwischen dessen Kiefern hervor und fuhr von der Hand bis zur Schulter über seine Haut. „Lecker!“, rief Trako begeistert. Gleich darauf leckte er über dieselbe Stelle, die Schulter hinaus, zu Brust und Bauch.

Ninlils Herz klopfte bis zum Hals. Angst hatte er aber keine. Im Gegenteil war es angenehm. Eine seltsame Erfahrung. Er erwartete, dass der Drakonier jeden Moment zubiss, was aber nicht geschah.

Trako war in solcher Trance, dass er nicht merkte, wie er wie ein Hund sabberte. Er genoss den unvergleichlichen Geschmack jedes Quadratzentimeters seiner Haut. Selbst die intimen Stellen ließ er nicht außen vor und zwang Ninlil auf den kalten Steinboden, um besser dorthin zu gelangen. Jeden Zeh und Finger leckte er ab, beide Beine, die Arme zweimal, vom Torso gar nicht zu sprechen. Hunger. Das war das einzige Wort, mit dem sich seine momentane Situation beschreiben ließ. Wenn er doch nur zubeißen dürfte! Aber das brachte nichts, er konnte kein menschliches Fleisch mehr verdauen.

Er positionierte Ninlil in verschiedene Stellungen, eine aufregender als die andere. Für sie beide. Ninlil erregte, ohne es gewollt zu haben. Nachdem Trako ihn eine ganze Stunde lang mehrmals überall abgeleckt hatte, hielt er inne.

Er hatte er nichts sagen wollen, hörte sich aber bei Ninlil bedanken: „Das war edel von dir. So etwas hätte nicht jeder gemacht.“ Dann ließ er von ihm ab und entfernte sich ein wenig.

Ninlil wiederum lächelte. „Ich danke dir auch. Das war ungewöhnlich. Sollen wir das wiederholen?“ Als er sich schon anzog, ließ er die Gewänder fallen und fluchte: „Mist! Jetzt muss ich mich wieder baden!“ Er wandte sich der Wanne zu und griff nach dem Schwamm greifen, als Trako ihn zurückhielt.

„Warte, ich erwärme es“, sagte der, trat heran und holte tief Luft, um mit einer blauen Stichflamme die Wannenunterseite zu erhitzen. Wenige Minuten später dampfte das Wasser angenehm.

„Danke“, sagte Ninlil überrascht.

„Darf ich dich um noch etwas bitten?“, fragte Trako, nachdem er wieder Luft geschnappt hatte. Er wartete, dass Ninlil etwas sagte. Der begriff zuerst gar nicht und fragte dann hastig: „Was denn?“

„Streichelst du mich auf der Zunge?“, bat er und fixierte Ninlil mit den Augen. Ihm lief das Wasser im Maul wieder zusammen, wenn er daran dachte.

Ninlil dagegen war sprachlos, sah aber keinen Grund, der nicht dafür sprach. „Warum nicht woanders?“, fragte er.

„Ich bin Drakonier. Wir spüren auf unseren Schuppen nichts. Nur auf der Zunge“, klärte Trako ihn auf.

Ninlil nickte, vertraute ihm mittlerweile. Wenn er ihn bisher nicht verletzt hatte, wagte er es auch in Zukunft eher nicht. „Aber nur, wenn ich dabei baden darf.“ Kaum zehn Sekunden später saß Trako, wie Arta zuvor, in der Wanne und streckte seine Klauen nach ihm aus, mit denen er Ninlil hinein half. Das Wasser war angenehm heiß, aber nicht zu heiß. Er setzte sich mit dem Gesicht zum Drakonier.

„Was soll ich machen?“, fragte er. Trako wirkte wie ein Gigant im Vergleich zu ihm.

„Leg deine Hand in mein Maul und streichel mich so, als würdest du bei jemanden über die Haut mit den Fingern fahren“, erklärte er, öffnete den großen und mit scharfen Zähnen bestückten Rachen und streckte Ninlil sein Mundwerkzeug entgegen.

Der zögerte einen Moment eingeschüchtert, bis Trako dessen Hand nahm und sie selbst einführte.

In dem Moment dachte Ninlil er daran, wie pervers das alles hier war und wie es ihm gefiel! Wenn geliebt werden wollte, suchte er Arta auf. Wenn er Aufregung brauchte, Trako. Wenn er sich vor der grausamen Welt verstecken wollte, wartete Stormund auf ihn. Und wenn er körperliche Befriedigung brauchte, sagte Schwarzzunge nicht Nein zu ihm. Ihm wurde bewusst, dass eine aufregende Zeit auf ihn wartete, während er sanft über Trakos feuchtes Geschmacksorgan fuhr und sinnierte, ob er selbst zum Dämon wurde, oder schon immer einer war, weil er ihre Nähe suchte. Ein verschmitztes Lächeln zierte seine Miene, die Trako nicht zu deuten wusste. In dem Augenblick fuhr Ninlil bis fast in dessen Schlund hinein und bescherte ihm aufgestellte Schuppen über seinen ganzen Körper.